Eine aktuelle Studie der Charité -Universitätsmedizin Berlin hat uns einen Schritt weiter in unserem Verständnis von Übergewicht gebracht. Es stellt sich heraus, dass neben dem Lebensstil und der Veranlagung auch die epigenetische Markierung eine Rolle spielt. Diese Formatierung des DNA-Codes eines Sättigungsgens kann bei Frauen zu einem leicht erhöhten Risiko für Fettleibigkeit führen.
Die Rolle der Gene
Die Forscher fanden heraus, dass das Risiko von Frauen, übergewichtig zu werden, um etwa 44 Prozent steigt, wenn eine besonders große Anzahl von Methylgruppen am POMC-Gen haftet. Dieses Gen ist für das Sättigungsgefühl verantwortlich. Methylgruppen sind winzige chemische Einheiten, die der Körper verwendet, um die Buchstaben im DNA-Code zu markieren und Gene zu aktivieren oder zu deaktivieren, ohne die Buchstabenfolge in der DNA zu verändern. Dieser Prozess ist als epigenetische Markierung bekannt.
Frühe Prägung
Die Forscher zeigten auch, dass das POMC-Gen sehr früh während der embryonalen Entwicklung „formatiert“ wird. Sie entdeckten, dass die Anwesenheit oder Abwesenheit bestimmter Nährstoffe, die Methylgruppen liefern, wie Betain, Methionin und Folsäure, einen Einfluss auf epigenetische Prozesse haben könnten.
Medikamente als mögliche Hilfe
Theoretisch könnten Frauen, die aufgrund der Methylierung des POMC-Gens ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Fettleibigkeit haben, Medikamente erhalten, die ihnen beim Abnehmen helfen. Erste Studien mit einem spezifischen Medikament, das das Hungergefühl unterdrückt und bereits zur Behandlung von fettleibigen Patienten mit einer Mutation des POMC-Gens zugelassen wurde, deuten darauf hin.
Was ist Epigenetik?
Die Epigenetik ist ein Forschungsbereich, der sich mit Veränderungen in der Genexpression befasst, die nicht auf Änderungen der zugrunde liegenden DNA-Sequenz zurückzuführen sind. Epigenetische Veränderungen können durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter Umwelt, Alter, Lebensstil und Krankheitszustand.
Wie funktioniert die Methylierung?
Die Methylierung ist ein Prozess, bei dem Methylgruppen an die DNA angehängt werden. Dies kann die Aktivität eines DNA-Segments ohne Veränderung der Sequenz beeinflussen. Methylierung spielt eine wichtige Rolle bei Prozessen wie der Genexpression, der DNA-Reparatur und der Zellteilung.
Was ist das POMC-Gen?
Das POMC-Gen kodiert das Proopiomelanocortin-Protein. Dieses Protein wird in mehrere kleinere Peptide gespalten, die verschiedene Funktionen im Körper haben, darunter die Regulierung des Stoffwechsels, der Immunantwort und der Hautpigmentierung.