Echte Lasagne, echtes Tiramisù: was steckt in den italienischen Originalen?

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Die italienische Küche ist weltweit für ihre Vielfalt und Qualität bekannt. Gerichte wie Pizza, Lasagne und Tiramisù haben es weit über die Grenzen Italiens geschafft und sind auf Speisekarten rund um den Globus zu finden.

Die italienische Küche ist weltweit für ihre Vielfalt und Qualität bekannt. Gerichte wie Pizza, Lasagne und Tiramisù haben es weit über die Grenzen Italiens geschafft und sind auf Speisekarten rund um den Globus zu finden. Doch was macht ein italienisches Originalrezept aus, und wie unterscheiden sich die international bekannten Varianten von ihren historischen Vorbildern? Ein tiefer Einblick in die spannende Geschichte einiger der berühmtesten italienischen Spezialitäten enthüllt überraschende Fakten und zeigt, wie Tradition und Authentizität bis heute eine Rolle spielen.

Authentizität auf dem Teller: Die Urformen der Klassiker

Beginnen wir mit der Pizza Napoletana, die ihren Ursprung in Neapel hat und mittlerweile zum UNESCO-Kulturerbe gehört. Wenige, aber qualitativ hochwertige Zutaten kennzeichnen dieses Gericht, wobei die Verwendung von gelben Tomaten, Sardellen-Extrakt, Schafskäse und Kapern den historischen Rezepturen entspricht. Auf Messer und Gabel wird traditionell verzichtet; stattdessen wird die Pizza gefaltet und mit den Händen gegessen, ganz ohne Tomatensauce.

Ein weiteres Highlight der italienischen Küche ist der Parmesan (Parmigiano Reggiano), dessen Herstellungstradition auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. Dieser Hartkäse wird in Modena aus der Milch der lokalen weißen Modeneser Kühe produziert und muss mindestens 12 Monate reifen, bevor er seinen charakteristisch nussigen Geschmack voll entfalten kann. Der aufwendige Herstellungsprozess und die lange Reifezeit machen Parmesan zu einem besonders wertvollen Bestandteil der italienischen Gastronomie.

Die Geschichte der Tortellini führt uns ebenfalls nach Bologna und ist von einer romantischen Legende um die Göttin Venus geprägt. Die einzigartige Form dieser gefüllten Teigtaschen soll von einem Koch kreiert worden sein, der durch das Schlüsselloch einen Blick auf den Bauchnabel von Venus erhaschte. Heute ist die Füllung aus angebratenem Schweinelende, Parmaschinken, Mortadella und Parmesan kaum wegzudenken, und die Zubereitung der Pasta erfolgt mit größter Sorgfalt und ausschließlich von Hand.

Von Bolognese bis Tiramisù: Ein Blick hinter die Kulissen

Die Pasta Bolognese ist ein weiteres Paradebeispiel für die kulinarische Exzellenz Italiens, dessen Originalrezept außerhalb Bolognas nur selten in seiner authentischen Form anzutreffen ist. Das traditionelle Gericht beinhaltet eine feine Auswahl an Zutaten ohne die häufig erwarteten Spaghetti – stattdessen werden handgeschnittene Tagliatelle verwendet, die besser in der Lage sind, das Ragu aufzunehmen und mit ihm zu verschmelzen.

Das Tiramisù, beliebt für seine aphrodisierende Wirkung und vermutlich in den Bordellen von Treviso erfunden, ist ein weiteres Meisterwerk der italienischen Dessertküche. Die Ursprungsversion umfasste neben dem klassischen Biskuitboden vor allem Sahne, eine Prise Kakao und den süßen Dessertwein Marsala, statt der häufig verwendeten Kombination aus Mascarpone und Kaffee. Diese historische Zubereitungsweise verleiht dem Tiramisù eine ganz eigene Note und unterstreicht die kreativen Ursprünge des Desserts.

Die Faszination der echten Lasagne

Zum Abschluss rückt die Lasagne, eine Ikone der italienischen Kochkunst, in den Mittelpunkt. Die traditionelle Lasagne, wie sie ursprünglich in Italien zubereitet wurde, unterscheidet sich grundlegend von dem, was international unter diesem Namen bekannt ist. Auf Basis des mittelalterlichen Kochbuchs Liba di Coquina wird eine Lasagne ohne Tomatensauce und Ofen zubereitet, bestehend ausschließlich aus Teigplatten, Parmesan, Käse und einer speziellen Gewürzmischung. Diese einfache, aber dennoch schmackhafte Version demonstriert eindrucksvoll, wie sich die Lasagne im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat.

Die italienische Küche zeichnet sich durch ihre Einfachheit aus, bei der wenige, aber qualitativ hochwertige Zutaten im Mittelpunkt stehen. Dieser kulinarische Ansatz fördert den unvergleichlichen Geschmack und die Authentizität der Gerichte. Die historischen Rezepte und Zubereitungsmethoden der italienischen Küche offenbaren nicht nur eine tiefe Verbundenheit mit der regionalen Kultur und Tradition, sondern bieten auch einzigartige Geschmackserlebnisse, die auf der ganzen Welt geschätzt werden.

Geschichte der italienischen Küche

Die italienische Küche, wie wir sie heute kennen und schätzen, hat ihre Wurzeln in einer reichen und vielfältigen Geschichte, die sich über Jahrhunderte erstreckt. Italiens Küche ist stark regional geprägt, wobei jede Region ihre eigenen Spezialitäten und Kochtraditionen entwickelt hat. Diese Vielfalt ist das Ergebnis der unterschiedlichen historischen, kulturellen und geographischen Gegebenheiten Italiens. So variieren die Zutaten und Zubereitungsarten von Nord nach Süd erheblich. Die Pasta, eines der Symbole der italienischen Küche, hat beispielsweise im Norden Italiens oft eine Füllung, während sie im Süden häufig nur mit einer Sauce serviert wird. Darüber hinaus spielten historische Ereignisse, wie die Entdeckung Amerikas, eine entscheidende Rolle für die italienische Küche. Tomaten, Mais und Kartoffeln, die heute als grundlegende Zutaten gelten, wurden erst nach der Entdeckung Amerikas nach Europa und damit auch nach Italien gebracht. Dieser Austausch von Zutaten und Rezepten im Laufe der Zeit hat zu einer revolutionären Veränderung in der Zubereitung und im Geschmack einiger der bekanntesten italienischen Gerichte geführt.

FAQs zu den italienischen Originalen

Warum wird echte Pizza Napoletana traditionell gefaltet und mit den Händen gegessen?

Die echte Pizza Napoletana wird traditionell gefaltet und mit den Händen gegessen, um die praktische Natur dieses Gerichts zu unterstreichen. Ursprünglich war die Pizza ein Essen für die arbeitende Klasse in Neapel, entworfen als schnelle und preiswerte Mahlzeit, die auch unterwegs verzehrt werden konnte. Das Falten der Pizza machte es einfacher, sie zu essen, ohne Besteck zu benötigen und ohne dass der Belag herunterfiel. Diese Tradition hat sich bis heute gehalten und ist ein charakteristisches Merkmal der echten Pizza Napoletana, da sie die Essenz ihrer Entstehungsgeschichte und „Street Food“-Kultur bewahrt.

Warum wird in der originalen Lasagne keine Tomatensauce verwendet?

In der originalen Lasagne, wie sie im mittelalterlichen Kochbuch Liba di Coquina beschrieben wird, wird keine Tomatensauce verwendet, da Tomaten erst nach der Entdeckung Amerikas nach Europa gebracht wurden. Das bedeutet, dass die Ursprungsform der Lasagne entstand, bevor Tomaten ein Teil der europäischen, insbesondere der italienischen Küche wurden. Die frühen Versionen der Lasagne fokussierten sich stattdessen auf andere Zutaten wie Käse und Gewürze, um Geschmack zu verleihen. Dies unterstreicht, wie historische Ereignisse und geografische Entdeckungen die kulinarische Entwicklung beeinflusst haben und zu dem führten, was wir heute als klassische italienische Gerichte erkennen.

Wie unterscheidet sich die echte Pasta Bolognese von der in Deutschland bekannten Variation?

Die echte Pasta Bolognese, wie sie in ihrer Heimatstadt Bologna zubereitet wird, unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von der in Deutschland häufig anzutreffenden Version. Zunächst enthält das original Bolognese-Rezept, das in der Handelskammer von Bologna hinterlegt ist, keine Spaghetti, sondern wird mit Tagliatelle serviert. Die breiten, flachen Nudeln nehmen das Ragù besser auf als die dünneren Spaghetti. Des Weiteren ist die Sauce in der Originalversion viel weniger tomatenlastig, als es häufig in deutschen Varianten der Fall ist. Stattdessen liegt der Fokus auf einem ausgewogenen Mix aus fein gehacktem Rind- und Schweinefleisch, Speck sowie einem kleinen Anteil Tomatenmark, ergänzt durch eine Basis aus Zwiebeln, Karotten und Sellerie. Die deutsche Version tendiert dazu, mehr Tomaten oder gar fertige Tomatensauce zu verwenden, was geschmacklich zu einem deutlichen Unterschied führt.


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