Hast du gewusst, dass Frauen und Männer Krankheiten oft unterschiedlich erleben? Trotzdem basieren viele medizinische Studien hauptsächlich auf Männern. Das kann für Frauen schwerwiegende Nebenwirkungen bedeuten. Genau hier setzt die Gendermedizin an, die sich mit geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Prävention, Diagnose und Therapie von Krankheiten beschäftigt.
Unterschiede bei Symptomen und Behandlung
Ein eindrucksvolles Beispiel aus der Herz-Kreislauf-Forschung zeigt, wie unterschiedlich Frauen und Männer auf Herzinfarkte reagieren. Frauen zögern oft, den Notarzt für sich selbst zu rufen, während sie dies für ihren Partner schnell tun würden. Dies liegt oft an familiären Verpflichtungen und mangelnder Aufklärung. Zudem haben Frauen oft andere Symptome als Männer: Statt Schmerzen im Arm und Stechen in der Brust leiden sie eher unter Rückenschmerzen und Übelkeit.
Auch bei Medikamenten gibt es Unterschiede. Das Schlafmittel Zolpidem wurde lange ohne geschlechtsspezifische Anpassung verschrieben. Studien zeigen jedoch, dass Frauen den Wirkstoff langsamer abbauen und häufiger unter Müdigkeit leiden. Herz-Kreislauf-Medikamente wie ACE-Hemmer verursachen bei Frauen häufiger Reizhusten, während Diuretika zu Muskelschwäche und Herzrhythmusstörungen führen können. Betablocker müssen bei Frauen oft niedriger dosiert werden.
Gender Health Gap: Eine lange ignorierte Tatsache
In der Vergangenheit galten Frauen aufgrund hormoneller Schwankungen als zu komplex für Studien. Daher basieren viele Dosierungen und Behandlungsmethoden auf Daten von Männern. Der Deutsche Ärztinnenbund e.V. (DÄB) weist darauf hin, dass Gendermedizin in der medizinischen Ausbildung noch nicht ausreichend verankert ist. Obwohl anerkannt ist, dass Genderaspekte in die medizinische Lehre integriert werden müssen, zeigt eine Umfrage des DÄB, dass dies noch nicht ausreichend geschieht. Nur an wenigen Fakultäten werden gendersensible Inhalte gelehrt, darunter die Berliner Charité. Ab 2024 wird die Universität Magdeburg diese Unterschiede in der universitären Lehre und klinischen Versorgung berücksichtigen.
Bessere Versorgung durch Gendermedizin
Gendermedizin nützt nicht nur Frauen, sondern auch Männern. Sie ermöglicht eine differenzierte und individuell angepasste medizinische Versorgung. Auch für Trans-Personen und intersexuelle Menschen soll dies in Zukunft zu besseren Behandlungsergebnissen führen. Die Forschung in diesem Bereich verspricht eine gerechtere und effektivere Gesundheitsversorgung für alle.