Mindesthaltbarkeitsdatum: Smarte Tipps um die Haltbarkeit selbst einzuschätzen

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Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist in der Kritik und da zu viele Lebensmittel weggeworfen werden, wird sogar die Abschaffung für manche Produkte gefordert. Doch wie erkennt man selber, ob Lebensmittel noch genießbar sind?

In den letzten Jahren hat das Thema Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) vermehrt Aufmerksamkeit bekommen, nicht zuletzt wegen der großen Mengen an Lebensmitteln, die jährlich weggeworfen werden, obwohl sie oft noch genießbar sind. Es wird diskutiert, ob das MHD für bestimmte Produkte abgeschafft werden sollte, und einige Supermärkte, wie eine englische Kette, verzichten bereits auf das „Best-Before“-Label bei über 500 Produkten. Doch was steckt hinter dem Mindesthaltbarkeitsdatum, und wie können wir selbst die Haltbarkeit unserer Lebensmittel besser einschätzen?



Was das Mindesthaltbarkeitsdatum wirklich bedeutet

Das Mindesthaltbarkeitsdatum soll anzeigen, bis wann ein Lebensmittel mindestens seine spezifischen Eigenschaften wie Geschmack, Geruch oder Nährwert behält. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um ein Verfallsdatum. Viele Produkte sind auch nach Ablauf des MHD noch problemlos verzehrbar. Dies bestätigt ein Experte, der an der Verbesserung des MHD arbeitet, und betont, dass die tatsächliche Haltbarkeit oft einige Wochen darüber hinausgehen kann. Kritisch ist das MHD bei Produkten wie Fleisch und Fisch, bei denen der Verzehr abgelaufener Ware gesundheitsgefährdend sein kann, da gefährliche Bakterien wie Listerien oder Salmonellen nicht durch Geruch oder Aussehen erkennbar sind.

Praktische Tipps zur Einschätzung der Haltbarkeit

Profi-Koch Dirk Ziegert zeigt anhand von alltäglichen Beispielen, wie man selbst die Haltbarkeit einschätzen kann. Bei Naturjoghurt ist nicht sofort jede Veränderung ein Zeichen für Verdorbenheit. Solange kein Schimmel sichtbar ist, kann der Joghurt oft noch verzehrt werden. Auch bei Salami und Weichkäse ist der Geruch ein wichtiger Indikator: Ein starker Ammoniak-Geruch bei Käse deutet darauf hin, dass er seine beste Zeit hinter sich hat. Der Profi-Koch empfiehlt, sich mehr auf solche sensorischen Prüfungen zu verlassen, um die Haltbarkeit von Lebensmitteln einzuschätzen.

Revolutionäre Ansätze und smarte Lagerungstipps

Die Zukunft könnte ein digitales Mindesthaltbarkeitsdatum bringen, das sich dynamisch anpasst. Dr. Matthias Brunner entwickelt ein System, das basierend auf realen Daten – wie der Temperatur im Kühlschrank der Verbraucher – ein aktualisiertes Haltbarkeitsdatum berechnet. Bis es soweit ist, gibt Dirk Ziegert einfache Ratschläge zur Lagerung und Wiederbelebung von Lebensmitteln. Brokkoli hält sich länger frisch, wenn er am Strunk angeschnitten und in Wasser gestellt wird. Harte Käsestücke können in Milch eingelegt werden, um sie wieder weich zu machen. Selbst hartes Brot lässt sich im Ofen mit etwas Wasser wieder auffrischen.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum erfüllt eine wichtige Funktion, doch die eigene Wahrnehmung sollte nicht unterschätzt werden. Viele Lebensmittel sind auch nach Ablauf des MHD noch genießbar. Mit bewussterem Umgang und etwas Wissen kann man nicht nur Lebensmittelverschwendung entgegenwirken, sondern auch die eigene Haushaltskasse schonen.

Wichtigkeit des Mindesthaltbarkeitsdatums

Die Diskussion um das Mindesthaltbarkeitsdatum ist in einem größeren Kontext der Nachhaltigkeit und der Lebensmittelverschwendung zu verorten. Die Vereinten Nationen haben das Ziel formuliert, die globale Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Laut Berichten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) werden weltweit etwa ein Drittel der für den menschlichen Verzehr produzierten Lebensmittel verschwendet, was rund 1,3 Milliarden Tonnen pro Jahr entspricht. Diese enorme Verschwendung hat nicht nur ökologische, sondern auch soziale und wirtschaftliche Auswirkungen. Ein bewussterer Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum und die verstärkte Sensibilisierung der Verbraucher für die tatsächliche Haltbarkeit von Lebensmitteln können dabei helfen, den Anteil weggeworfener Lebensmittel signifikant zu reduzieren. Engagierte Projekte und innovative Lösungen wie digitale Haltbarkeitsdaten zielen darauf ab, die Lücke zwischen Verbraucherverhalten und Lebensmittelverschwendung zu schließen, wodurch nicht nur Ressourcen geschont, sondern auch die CO2-Emissionen reduziert werden, die durch die Produktion und Entsorgung von Lebensmitteln entstehen.

FAQs zum Mindesthaltbarkeitsdatum

Kann ich Lebensmittel auch nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum noch verzehren?

Ja, viele Lebensmittel sind auch nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch genießbar. Das MHD gibt lediglich an, bis wann der Hersteller garantiert, dass das Produkt seine spezifischen Eigenschaften wie Geschmack, Farbe und Nährwert behält. Bei Produkten wie Trockenware, Konserven und vielen Milchprodukten kann oft auch nach diesem Datum von einer guten Verzehrqualität ausgegangen werden, sofern die Ware ordnungsgemäß gelagert wurde. Wichtig ist, dabei auf die sensorischen Eigenschaften wie Aussehen, Geruch und Geschmack zu achten. Sind keine offensichtlichen Verderbnisanzeichen festzustellen, ist eine Verzehrbarkeit gegeben.

Wie kann ich die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu Hause verlängern?

Die Haltbarkeit von Lebensmitteln kann durch richtige Lagerung oft deutlich verlängert werden. So sollte man beispielsweise darauf achten, Obst und Gemüse richtig zu lagern, wobei einige Sorten kühl und andere bei Raumtemperatur aufbewahrt werden sollten. Trockenprodukte sind am besten in luftdichten Behältern aufzubewahren, um sie vor Feuchtigkeit und Schädlingen zu schützen. Milchprodukte und Fleisch sollten im kältesten Teil des Kühlschranks gelagert werden, um ihre Frische zu bewahren. Zudem empfiehlt es sich, bei der Lagerung von Resten diese schnell abzukühlen und in sauberen, geschlossenen Behältern im Kühlschrank zu lagern.

Wie kann ich feststellen, ob ein Lebensmittel noch gut ist, selbst wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist?

Um festzustellen, ob ein Lebensmittel noch verzehrbar ist, sollten die eigenen Sinne genutzt werden. Schaue dich das Produkt genau an und achte auf mögliche Veränderungen in Farbe oder Konsistenz. Rieche daran, um festzustellen, ob ungewöhnliche oder verdorbene Gerüche wahrnehmbar sind. Bei manchen Produkten, wie Milch oder Joghurt, kann auch eine Geschmacksprobe sinnvoll sein, aber nur, wenn das Produkt optisch und geruchlich keine Anzeichen von Verdorbenheit zeigt. Bei starkem Schimmelbefall oder verdorbenem Geruch sollte das Lebensmittel nicht mehr verzehrt werden. Generell gilt: Im Zweifelsfall lieber auf den Verzehr verzichten.


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