Bei Knieschmerzen lautet der ärztliche Rat meistens: Das Gelenk schonen und keinen Sport treiben. Eine Studie niederländischer Forscher weist hingegen in eine ganz andere Richtung.
Vor allem Menschen, die viel Sport treiben, können Knieschmerzen völlig aus der Bahn werfen. Denn in der Regel empfiehlt ihnen der Arzt, das Gelenk zu schonen und auf Sport zu verzichten, weil gerade die Belastung den Schmerz auszulösen scheint. Für die meisten ist diese Reaktion nachvollziehbar und sinnvoll. Der niederländische Mediziner Robbart van Linschoten von der Erasmus-Universität Rotterdam führte dennoch eine vergleichende Studie durch.
Wie unter anderen die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, überprüften Van Linschoten und sein Team aus Sportärzten, Allgemeinmedizinern und Orthopäden, ob eine Belastungstherapie bei Knieschmerzen nicht erfolgreicher sein könnte als die Schonung des Gelenks. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin „British Medical Journal“.
Belastungstherapie unter Anleitung
An der Studie nahmen 130 Personen mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren teil, die seit Kurzem unter Knieschmerzen litten: dem patellofemoralen Schmerzsyndrom. Während die eine Hälfte das lädierte Knie nach klassischer Empfehlung schonte, nahm die andere an einer Belastungstherapie teil. Das Programm fand zunächst sechs Wochen unter Anleitung von Physiotherapeuten statt, eine Einheit dauerte 25 Minuten. Wichtigster Teil der Therapie war neben Gleichgewichtsübungen die Stärkung der Muskulatur von Beinen und Gesäß. Anschließend sollten die Patienten die Übungen alleine zu Hause durchführen.
Bei Knieschmerzen die Beinmuskeln stärken
Nach Ablauf der dreimonatigen Studienphase konnten die Forscher feststellen, dass die Probanden, die am Sportprogramm teilgenommen hatten, anschließend deutlich weniger über Knieschmerzen klagten als diejenigen, die das Gelenk geschont hatten. Die Verbesserung führten die Forscher vor allem auf die Stärkung der Beinmuskulatur zurück.
Andere Faktoren haben das Ergebnis den niederländischen Wissenschaftlern zufolge nicht beeinflusst. So sei es allen Studienteilnehmern freigestellt gewesen, parallel zu beiden Therapieansätzen Schmerzmittel einzunehmen oder Bandagen anzulegen, sofern dies haargenau dokumentiert werde. So ließ sich gegebenenfalls ein positiver oder negativer Einfluss auf den Heilungsprozess erkennen. Eine grundsätzliche Aussage darüber, dass Knieschmerzen besser mit Bewegung therapiert werden sollten, lässt die Studie nicht zu, da nur Menschen mit patellofemoralem Schmerzsyndrom teilgenommen haben.