Die Rom-Com feiert gerade ein Comeback. Das bedeutet: Es wird wieder ein Haufen von Filmen produziert, in denen sich eine Frau und ein Mann oder ein Mädchen und ein Junge verlieben, irgendwas passiert, was dem im Weg steht, damit am Ende alles wieder gut werden kann. Und das fiktive Paar dann über den Film hinaus glücklich bis an sein Lebensende zusammen ist.
Darüber hinaus gibt es aber auch Filme, die solchen gesellschaftlichen Normen nicht folgen. Filme, in denen es um die Liebe zwischen Frauen oder Männern geht, um Liebesbeziehungen zwischen Transgender oder um Polyamorie. Die sind nicht nur wichtig, weil sich ähnlich fühlende Menschen besser damit identifizieren können, sondern auch weil sie für mehr Akzeptanz bei der heterosexuellen Masse der Kinozuschauer schaffen. Sechs Filme, die wunderbar normal sind, weil sie genau dieses „normal“ neu definieren.
1. Thelma
Wie wäre es mit einem Liebesfilm, der auch ein bisschen Thriller und ein bisschen Horror ist? In diesem Film lässt Joachim Trier eine hübsche junge Norwegerin, Thelma, zum Studieren nach Oslo gehen und sich dort in die Kommilitonin Anja verlieben. Neben dem lesbischen Thema lässt der Regisseur auch Religion und Aberglaube einfließen. Thelma ist streng christlich aufgewachsen, nachdem sie Anja kennengelernt hat, passieren seltsame Dinge, sie selbst bekommt geheimnisvolle Anfälle. Es ist eine angenehme Abwechslung, Selbstakzeptanz über Mystery und nicht über Drama zu verfolgen.
2. XXY
Mit ihrem Regie-Debüt widmet sich die Argentinierin Lucía Puenz dem noch immer sehr wenig beachtetem Thema der Intersexualität. Die Hauptfigur Alex wurde als Mädchen großgezogen und beschließt mit 15 die Tabletten abzusetzen, die sie weiblicher machen, und soll dann endgültig zur Frau operiert werden. Einige medizinische Details werden im Film bewusst übertrieben dargestellt, er ist trotzdem ein großartig emotionales Lehrstück.
3. Jongens
Wer ein bisschen Niederländisch spricht, erkennt am Titel, dass es in diesem Coming-of-Age-Film um zwei „Jungs“ geht. Der Film spielt in einem Sommer in Holland; er spielt außerdem auf so ganz wunderbar natürliche Weise mit Klischees, dass diese im Film gar nicht nerven. Zu Beispiel: Zwei Schulsportler mit Spitzenleistungen küssen sich und müssen daraufhin Akzeptanz lernen, für sich selbst und durch die Gesellschaft. Freundschaften sind kompliziert, die Liebe ist kompliziert, das Leben ist kompliziert. Und das alles noch viel mehr, wenn man ein Teenager ist. Regisseur Mischa Kamps hat genau das sehr subtil in einen Liebesfilm gepackt.
4. Cracks
Während es immer relativ frauenverachtend ist, wenn in Filmen pubertierende Jungs zu der typischen Lehrerinnen-Figur mit großen Brüsten und kurzen Röcken masturbieren, erzählt der Film von Jordan Scott viel komplizierter gestrickte Geschichten über Liebe, Eifersucht und Zuneigung zwischen einer Lehrerin und ihren Schülerinnen. Gleich eine ganze Horde Mädchen verehrt in diesem Film die schöne Tauchlehrerin Miss G (gespielt von Eva Greene). Die wiederum fühlt sich zu einem ihrer Mädchen besonders hingezogen. Noch mal spannender: Der Film spielt in den 1930er-Jahren in einem (natürlich sehr strengen) Mädcheninternat; er stellt weniger die sexuelle Orientierung in den Fokus als die menschlichen Beziehungen und Abgründe.
5. Alle Farben des Lebens
Diese Geschichte ist eine über die Liebe – einer zwischen Frauen in der Familie und einer zu sich selbst, am Ende auch eine über Weiblichkeit und deren ganz unterschiedlichen, eben bunten Definitionen. Gaby Dellal erzählt von drei Frauen in New York, die zusammen in einem Haushalt leben. Die Oma ist lesbisch, die Mutter Single und Sohn Ray ist transgender, er hieß früher Ramona. Dem Film gelingt es wegen der guten Dialoge, gesprochen von guten Schauspielerinnen – Susan Sarandon, NaomiWatts, Elle Fanning –, komisch zu sein und das Transgender-Thema trotzdem mit der angemessenen Ernsthaftigkeit zu behandeln, ohne dass eine Tragödie daraus wird.
6. Princess Cyd
Wenn dieser Film endlich auch in die deutschen Kinos (oder zum Streamen) kommt, dann wird man hierzulande die vermutlich entspannteste Teeanager-Liebesromanze sehen können, die hier eine Leinwand (oder eben dein Bildschirm) je gesehen hat. Denn darin verliebt sich die 16-jährige Cyd im Sommer bei ihrer Tante so selbstverständlich in eine queere Barista wie sie für einen Jungen schwärmt (dessen Eltern ein lesbisches Paar sind), ohne dabei auch nur einmal ans Geschlecht zu denken. Geschlechteridentität spielt keine Rolle, Sexualität ist fließend – Regisseur Stephen Cone hat einen Film darüber gemacht, der so offen ist, wie es die ideale Welt sein sollte.