Ehegattensplitting – Was Frauen darüber wissen sollten

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Erfahren Sie mehr über das Ehegattensplitting, seine Geschichte und wie es Frauen in verschiedenen Lebensphasen betrifft.

Ehepaar am Laptop

Das Ehegattensplitting mag auf den ersten Blick wie ein trockenes Steuerthema erscheinen, aber es hat tatsächlich eine Menge mit unserem täglichen Leben, unserer Partnerschaft und unserer finanziellen Planung zu tun. In diesem Artikel werden wir uns mit diesem Konzept befassen und herausfinden, wie es Frauen in verschiedenen Lebensphasen betrifft.

Die Geschichte des Ehegattensplittings

Das Ehegattensplitting ist in Deutschland seit 1958 ein fester Bestandteil der Einkommensteuerberechnung für verheiratete Paare. Es hat eine interessante Geschichte, die von der Haushaltsbesteuerung im 19. Jahrhundert bis zur aktuellen Praxis reicht. Zum Beispiel haben die Nationalsozialisten 1934 die Zusammenveranlagung wieder eigeführt, um Frauen vom Arbeitsmarkt zu verdrängen. Die Geschichte des Ehegattensplittings ist ein Spiegelbild der sich wandelnden Rolle der Frau in der Gesellschaft.

Wie funktioniert das Ehegattensplitting?

Das Ehegattensplitting ist mehr als nur ein Steuerbegriff; es beeinflusst, wie Paare ihr Einkommen teilen und ihre finanziellen Entscheidungen treffen. Das gemeinsame zu versteuernde Einkommen (zvE) der Ehegatten wird halbiert, und die Einkommensteuer wird entsprechend berechnet. Dieses Verfahren berücksichtigt die finanzielle Leistungsfähigkeit des Ehepaares als Wirtschaftsgemeinschaft. Es fördert die finanzielle Gleichstellung innerhalb der Ehe und kann insbesondere für Paare mit unterschiedlichen Einkommensniveaus vorteilhaft sein.

Der Splittingeffekt ist ein zentraler Aspekt des Ehegattensplittings und bezieht sich auf die steuerliche Entlastung, die sich aus der gemeinsamen Veranlagung ergibt. Er ist abhängig von mehreren Faktoren:

  • Verteilung des zvE zwischen den Ehegatten: Wenn ein Ehepartner deutlich mehr verdient als der andere, kann der Splittingeffekt größer sein. Die Einkommen werden addiert und dann halbiert, sodass beide Partner steuerlich so behandelt werden, als hätten sie jeweils die Hälfte des Gesamteinkommens verdient.
  • Höhe des zvE insgesamt: Der Gesamtbetrag des zu versteuernden Einkommens beeinflusst den Steuersatz, und damit auch den Splittingeffekt.
  • Steuertarif: Der aktuelle Steuertarif spielt eine Rolle, da er bestimmt, wie viel Steuer auf das Einkommen erhoben wird.

Um das Konzept zu veranschaulichen, betrachten wir ein Beispiel: Die tarifliche Einkommensteuer mit Splittingverfahren für die Ehegatten beträgt 9.902 € (Einkommensteuertarif 2022 ohne Solidaritätszuschlag), unabhängig davon, wie die Einkommen verteilt sind. Das bedeutet, dass ein Ehepaar mit einem Gesamteinkommen von 60.000 €, bei dem ein Partner 40.000 € und der andere 20.000 € verdient, dieselbe Steuer zahlt wie ein Ehepaar, bei dem beide Partner jeweils 30.000 € verdienen.

Die Auswirkungen des Ehegattensplittings auf Frauen

Das Ehegattensplitting hat nicht nur steuerliche Auswirkungen, sondern auch soziale und wirtschaftliche. Es kann die Entscheidungen von Frauen in Bezug auf Karriere, Arbeit und Familie beeinflussen. Einige Kritiker behaupten, dass das Ehegattensplitting Frauen dazu ermutigen könnte, weniger zu arbeiten oder ganz aus dem Berufsleben auszusteigen. Andere sehen darin eine Möglichkeit, die finanzielle Stabilität innerhalb der Familie zu fördern.

Es gibt verschiedene Meinungen und Vorschläge zur Reform:

  • Begrenzung des maximalen Splittingvorteils: Einige Vorschläge zielen darauf ab, den maximalen Splittingvorteil zu begrenzen, um das System gerechter zu gestalten.
  • Abschaffung für Neufälle: Manche fordern die Abschaffung des Ehegattensplittings für Neufälle, während bestehende Fälle unverändert bleiben.
  • Alternative Modelle: Es gibt auch Diskussionen über alternative Modelle, wie die Individualbesteuerung mit übertragbarem Grundfreibetrag, die das Ehegattensplitting ersetzen könnten.

Diese Diskussionen spiegeln die Komplexität des Themas wider und die verschiedenen Ansichten darüber, wie das Steuersystem die gesellschaftlichen Werte und Ziele am besten fördern kann.


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