Geht es patriarchaler als die katholische Kirche? Die Auslegung der Bibel wird seit Jahrhunderten von Männern dominiert, die sich dem weiblichen Geschlecht überlegen sehen. Steht ja so in der Bibel. Eva wurde aus der Rippe Adams gemacht. Eva ist Adam natürlich unterlegen.
Es gibt zwar die erste Schöpfungsgeschichte in der Bibel, in der die Frau gleichwertig zu Adam geschaffen wurde, wie er aus der Erde – der wird aber in der modernen Kirche nicht viel Beachtung geschenkt. Die einen deuten sie nur als eine Kurzfassung der zweiten Schöpfung, in der das Detail mit der Rippe halt ausgelassen wurde. Andere haben sich aus der ersten Schöpfung die Legende von Lilith als Adams erste Frau überlegt, mit der sich die frauenfeindliche Sexualmoral untermauern lässt. Lilith taucht in der Bibel einmal namentlich auf. Sie ist als Frau sexuell aktiv und verkörpert quasi den Antimenschen in der Bibel.
Gibt es Geschlechtergleichheit in der katholischen Kirche?
Auch nach längerer Suche (Google, Agentur für Arbeit, noch mal Google) findet man keinen anderen Beruf, den Frauen in Deutschland nicht ausüben dürfen – ausschließlich den des Priesters oder eines anderen geweihten Kirchenoberhaupts. Während Frauen längst wählen gehen dürfen, ohne Erlaubnis ihrer Ehemänner arbeiten und wir endlich über Frauenquoten und Gender Pay Gap diskutieren, hat sich die Kirche den modernen Lebensbedingungen, heißt der Geschlechtergleichheit, nicht angepasst.
Die katholische Kirche verweigert Frauen weiterhin die Weihe. Sie behauptet auch, man dürfe sich von Gott kein Bild machen, setzt aber ganz selbstverständlich voraus, dass Gott männlich ist. Er. Der Heilige Vater. Und sie lässt Frauen nur sehr zögerlich über ihren eigenen Körper entscheiden. Papst Franziskus hat zwar vor drei Jahren Priestern auf der ganzen Welt erlaubt, Frauen die Absolution zur Abtreibung zu erteilen. Abtreibung ist damit keine Sünde mehr. Allerdings muss man für die Absolution erst mal Reue zeigen. Was, wenn man es nicht bereut, weil es die persönlich richtige Entscheidung war?
Auftreten oder austreten?
Sollte man als Feministin in der Kirche bleiben, um etwas zu verändern? Besser stark auftreten, als austreten? Erst vor wenigen Wochen hat der Papst Abtreibung doch wieder mit Auftragsmord gleichgesetzt. Laut Vatikan lässt Papst Franziskus eine Kommission über die Frage und Geschichte des weiblichen Diakonats beraten. Mit seinen jüngsten Aussagen aber zerstört er jeden Fortschritt und die Hoffnung auf eine katholische Kirche, in der echte Gleichberechtigung herrscht.
Als Folge auf die Aussage des Papstes sind sechs prominente Feministinnen in der Schweiz aufmerksamkeitsstark aus der katholischen Kirche ausgetreten. Sie glauben nicht mehr an Frauenrechte, Geschlechtergleichheit und sexuelle Selbstbestimmung im Christentum. Sie glauben nicht mehr an eine katholische Kirche, in der Frauen nicht nach Maria, die Mutter, und Maria Magdalena, die Hure, unterteilt werden. In die guten und die schlechten Frauen.
Feministinnen in der Kirche
Die Kirche verweist dagegen gerne auf emanzipatorische Stellen in der Bibel. Neben katholischen Frauenbewegungen gibt es feministische Theologinnen, die die Bibel aus Sicht der Frauen studieren und Texte neu auszulegen versuchen. Sie ist dadurch entstanden, dass Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg zum Theologiestudium zugelassen wurden. Neu angefeuert hatte sie in Deutschland die Frauenbewegung der 70er-Jahre, die die katholische Kirche als Hindernis für die Emanzipation erklärt hat.
Es braucht vermutlich viele Diskussionen und neue Interpretationen der Bibel, um den Kern einer Religion zu ändern, in dem die Frau mal die Rippe eines Mannes war. Das Konzept der Kirche sieht es nicht vor, dass Frauen was zu sagen haben. Der Glaube an Gott ist nicht per se anti-feministisch. Aber die katholische Kirche ist es. Das muss sich ändern. Die Frauen im Katholizismus, die sich dieser Aufgabe angenommen haben, sind ebenso stark und bewundernswert wie alle anderen im Kampf für Frauenrechte.