Einen kleinen Baby Blues gestehen sich viele frischgebackene Mütter ein, aber über postnatale Depressionen sprechen nur die wenigsten gern. Doch genau das sei nach Chrissy Teigen ganz besonders wichtig, die ihren ganz eigenen Weg gefunden hat, mit der finsteren Stimmung umzugehen.
„Ich dachte, mir könnte das nie passieren“
Das US-amerikanische Model Chrissy Teigen war vollkommen von ihren postnatalen Depressionen überrascht. „Ich dachte, mir könnte das nicht passieren. Ich habe doch ein tolles Leben“, sagte die Frau von John Legend im Interview für die April-Ausgabe der amerikanischen „Glamour“. Nach der Geburt der kleinen Luna sollte für sie ein großer Wunsch in Erfüllung gehen, doch statt der großen Freude stellte sich eine trübe Stimmung ein.
Gemeinsam mit ihrem Mann ging sie schließlich zum Arzt. „Ich sah meinen Arzt an und mir kamen die Tränen, weil ich so müde davon war, Schmerzen zu haben. […] Nicht die Energie zu haben, mit meinem Baby einen Spaziergang zu machen“, erzählte die Schönheit. Die Diagnose: postnatale Depressionen.
Schluss mit dem Schweigen
Zunächst sprach das Model nicht über ihre Krankheit und schämte sich. Doch dann fasste sie den erfreulichen Entschluss, sich öffentlich zu bekennen und Frauen das Gefühl zu geben, mit den Problemen der Mutterschaft nicht alleine zu sein: „Ich spreche jetzt darüber, weil ich möchte, dass die Menschen wissen, dass das jedem passieren kann. Ich möchte nicht, dass irgendjemand sich schämt oder sich allein fühlt. Andererseits will ich nicht behaupten, alles über postnatale Depressionen zu wissen, weil das bei jedem anders sein kann. Aber eines weiß ich: Mir hilft es, offen darüber zu sprechen.“
Was sind postnatale Depressionen genau?
Postnatale Depressionen, auch postpartale Depressionen genannt, sind absolut keine Seltenheit. Sie treten bei frischgebackenen Müttern sogar relativ häufig auf. Umso wichtiger ist es, daraus kein Tabuthema zu machen und das Schweigen zu brechen. Laut „Babycenter“ ist heute sogar jede vierte Frau, die zum ersten Mal ein Kind bekommt, davon betroffen.
Dabei sind postnatale Depressionen (PND) klar von einem Baby Blues zu unterscheiden, der nach wenigen Tagen wieder verschwindet. Die Depressionen lösen sich hingegen nicht einfach auf, sie müssen behandelt werden.
Während Frauen direkt nach der Geburt zumeist nah am Wasser gebaut und leicht reizbar sind, sind die Symptome bei PND weitaus schwerwiegender. Sie treten oftmals erst Wochen oder gar Monate nach der Entbindung auf. Die Frau fällt in ein tiefes emotionales Loch. Sie fühlt sich leer, ausgepowert und elend. Zudem entwickelt sie Angst bis hin zu Panikattacken und hat das Gefühl, an allem Schuld und unfähig zu sein. Obwohl sie ständig müde und schlapp ist, kann sie nicht schlafen, geschweige denn den normalen Alltag bewältigen.
Warum es so wichtig ist, sich Hilfe zu suchen
Weil sich die Symptome schleichend entwickeln, sind postnatale Depressionen auch so gefährlich. Frauen gehen oft viel zu spät oder auch gar nicht zum Arzt, was die Gemütsschwankungen nur verstärken. Damit Mütter nicht ihre neue Rolle anzweifeln und in einen Teufelskreis der negativen Emotionen gelangen, sollte eine Behandlung möglichst schnell beginnen. Das bedeutet jedoch nicht, dass gleich Antidepressiva verschrieben werden, auch wenn es oftmals sehr sinnvoll ist und sich viele Frauen auch dafür entscheiden.
Daneben ist eine Psychotherapie als Maßnahme sehr hilfreich, da sich Betroffene so ihrer Gefühle bewusster werden und lernen, damit umzugehen. Zudem ist es wichtig, dass sie sich regelmäßig Auszeiten nehmen – selbst wenn es nur einige Minuten am Tag sind, in denen sie sich bewusst ihrem Wohlergehen widmen. Welche Methoden helfen, sollte jedoch immer individuell mit einem Spezialisten besprochen werden. Wichtig: Postnatale Depressionen sind kein Tabuthema und auch kein Scheitern einer Mutter – sie können, wie Chrissy Teigen beweist, jede treffen und sind kein Grund, sich zurückzuziehen oder zu resignieren.