Die Nachricht der Schwangerschaft im Berufsleben kann mit unterschiedlichen Emotionen verbunden sein. Zwischen Vorfreude und organisatorischen Herausforderungen stellen sich viele werdende Mütter die Frage, wie es mit ihrem Berufsleben während der Schwangerschaft aussehen wird. Wir haben für Euch mit einem Experten über dieses Thema gesprochen!
Dr. Wolfgang Reuter ist Arzt und Medizinischer Berater bei der „DKV Deutsche Krankenversicherung“. Mit Schwangerschaften kennt sich der 50-Jährige nicht nur wegen seines Berufs bestens aus: Reuter ist Vater von sechs Kindern.
Dr. Reuter, der Schwangerschaftstest ist positiv. Muss ich das sofort meinem Chef erzählen?
Nein, Sie haben bis zur zwölften Schwangerschafts- Woche Zeit, erst dann müssen Sie Ihrem Arbeitgeber die ärztliche Schwangerschafts-Bescheinigung aushändigen. Aus dem voraussichtlichen Entbindungstermin ergibt sich dann auch der Beginn der Mutterschutzfrist ab sechs Wochen vor der Geburt.
Wann empfiehlt es sich, früher Bescheid zu sagen?
Der Chef muss von der Schwangerschaft wissen, damit er alle nötigen Schutzmaßnahmen einleiten kann. Schwangere Frauen dürfen keine Tätigkeiten verrichten, die ihre eigene Gesundheit oder die Gesundheit ihres Kindes bedrohen können. Wer in seinem Beruf zum Beispiel schädlichen Chemikalien, großer Hitze, Kälte oder großem Lärm ausgesetzt ist, oder körperlich sehr anstrengende Arbeiten verrichtet, sollte den Chef sofort informieren. Ich denke da zum Beispiel an Pflegekräfte, Industriearbeiterinnen oder Beschäftigte im Handwerk. Wer dagegen einen Job im Büro ausübt, kann sich ein wenig mehr Zeit lassen.
Was ist, wenn meine Arbeit mir trotzdem zu anstrengend vorkommt?
Es ist ganz natürlich, dass Schwangere schneller ermüden. Sie sollten mit Ihrem Arzt darüber sprechen. Er kann am besten einschätzen, welche Tätigkeiten in Ihrem speziellen Fall für das Baby gefährlich sein können und welche nicht. Der Arzt kann auch ein Attest ausstellen, das Ihnen bestimmte Tätigkeiten verbietet. Sie sind dann nicht krankgeschrieben, dürfen aber zum Beispiel nicht mehr längere Zeit im Stehen arbeiten.
Ist denn Anstrengung während der Schwangerschaft denn per se schädlich?
Nein, nicht grundsätzlich – es kommt auf die Art der Anstrengung an. Schweres Heben oder ständiges Beugen und Strecken können einen negativen Einfluss auf die Schwangerschaft haben. Wenn Sie weiterhin sportlich aktiv sein, Rad fahren oder schwimmen wollen, kann das bei einer unkomplizierten Schwangerschaft sogar sehr gesund sein – solange Sie sich gut dabei fühlen und nicht an Ihre Leistungsgrenze gehen.
Wobei muss eine Schwangere besonders aufpassen?
Vorsichtig wäre ich bei allen verletzungsanfälligen Sportarten, denn Sehnen und Gelenke sind in der Schwangerschaft empfindlicher als sonst. Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Art von Bewegung für Sie geeignet ist, fragen Sie bitte auf jeden Fall Ihren Gynäkologen.