Dass auch Frauen mit Kindern Karriere machen können, ist klar. Doch wie es aussieht, wirkt sich die Geburt des Kindes langfristig auf das Gehalt von Müttern aus – auf das von Vätern hingegen nicht. Zu diesem Ergebnis kommt nun die internationale Studie “Child Penalties“, bei dem ein Forscherteam untersuchte, wie sich das Gehalt der Eltern nach der Geburt des ersten Kindes entwickelt. Besonders groß sind die Einkommenseinbußen demnach im Vergleich der untersuchten Länder in Deutschland.
“Für Frauen sind Kinder beim Gehalt eine Strafe”
Laut der Studie verdienen Frauen in Deutschland zehn Jahre nach der Geburt ihres ersten Kindes durchschnittlich 61 Prozent weniger Gehalt als im letzten Jahr vor der Geburt. Zum Vergleich: In Österreich seien es 51 Prozent, im Vereinigten Königreich 44 Prozent, in den USA 31 Prozent, in Schweden 27 Prozent und in Dänemark 21 Prozent weniger.
Anhand der Ergebnisse der sogenannten “Child Penalties“-Studie spricht Ökonomieprofessor Josef Zweimüller von der Uni Zürich im Gespräch mit der “SZ“ davon, dass sich Kinder wie eine Strafe auf das Gehalt von Frauen auswirken. “Als Child Penalties bezeichnen wir die Einkommenseinbußen nach der Geburt des ersten Kindes. Und leider muss man das tatsächlich so sehen: Für Frauen sind Kinder beim Gehalt eine Strafe. Mütter verdienen auch dann noch erheblich weniger als Männer, wenn das erste Kind fünf bis zehn Jahre alt ist.”
Gesellschaftliche Normen als Einflussfaktor
Aber was leitet Zweimüller aus der Studie ab? Seiner Ansicht nach müsse es eine Veränderung in den Köpfen der Gesellschaft geben: “Aus meiner Sicht zeigt unsere Studie: Mit Kindergeld und Krippenplätzen alleine lassen sich nicht alle Unterschiede aufheben. Wir sehen nämlich auch, dass die Gehaltseinbußen mit den gesellschaftlichen Erwartungen und sozialen Normen einhergehen. In Dänemark wird von Frauen nicht erwartet, dass sie sich zu Hause um die Kinder kümmern. In Deutschland halten das die meisten Menschen für richtig“, wie der Ökonomieprofessor weiter im Gespräch mit der “SZ“ erklärte. Seiner Meinung nach sei das Ziel, die Einstellung der Männer zu verändern. Sonst würden Frauen auch zukünftig den Großteil der Erziehungsarbeit leisten.