Teamarbeit leicht gemacht: Gemeinsam sind wir stark!

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Teamarbeit ist im Job selten ein unkomplizierter Selbstläufer. Der Psychologe Albert J. Bernstein sagt, wie sie trotzdem funktionieren kann.

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Teamarbeit ist im Job selten ein unkomplizierter Selbstläufer. Der Psychologe Albert J. Bernstein sagt, wie sie trotzdem funktionieren kann.

In seinem Buch „Bin ich denn der einzige Normale hier“ (Redline, 19,90 Euro, bestellbar z.B. über www.amazon.de) präsentiert der Psychologe Albert J. Bernstein 101 Lösungen, wie man mit vertrackten Situationen im Büro klar kommt.

fem.magazin.de präsentiert zehn dieser Lösungen in der neuen Serie „Büro-Wahnsinn“.

Teil 9: Teamarbeit

Das Szenario

Auf dem gerahmten Plakat im Konferenzsaal prangt mitten in einem Foto von schicken asiatischen Drachenbooten der Schriftzug „Teamarbeit“. Das Plakat ist so etwa das Einzige an formaler Ausbildung, das Sie in Gruppenführung erhalten haben, seit Sie befördert wurden.

Man erwartet von Ihnen, dass Sie Menschen begeistern, aber Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass aufmunternde Worte irgendeine Wirkung auf den Sack voller Flöhe in Ihrer Abteilung erzielen könnten. Was ist eigentlich aus dem guten alten Befehl und Gehorsam geworden?

Teamarbeit: Mit dem Wort wird um sich geschossen, wie mit einem Softball auf dem Betriebsausflug. Was bedeutet es wirklich? Die meisten Menschen würden darin übereinstimmen, dass Teamarbeit die Zusammenarbeit von Menschen in einer Gruppe bedeutet, in der sie ihre Ressourcen bündeln, um gemeinsame Ziele zu erreichen, und ihre eigenen Bedürfnisse denen der Gruppe unterordnen. Leicht zu definieren, schwierig umzusetzen.

Das Problem besteht darin, dass die Menschen nicht automatisch wissen, wie man als Team zusammen arbeitet. Sind die gemeinsamen Ziele nicht ausdrücklich definiert, wird es letztendlich so kommen, dass die Bedürfnisse der Gruppe mit den Wünschen ihres durchsetzungsfähigsten Mitglieds oder denen des Vorgesetzten gleichgesetzt werden. Leuten, die rücksichtslos über andere hinweggehen, schreibt man Führungsqualitäten zu; Leute, die Probleme zur Sprache bringen, werden als nicht teamfähig erachtet.
Unternehmen sind voller frustrierter, etwas schüchterner Menschen, die eine Meinung vorgetragen haben, weil sie dachten, Teil eines Teams zu sein bedeute, an der Entscheidungsfindung teilzunehmen, und alsbald erkennen mussten, dass Teamarbeit in Wirklichkeit bedeutet, den Mund zu halten, zu lächeln und zu tun, was einem gesagt wird.

Der häufigste Grund für diese Kluft ist nicht, dass Führungskräfte inkompetent sind oder Kontrollkomplexe haben. Ihnen hat bloß niemand beigebracht, wie sie ihre Leute dazu bringen, als Team zusammenzuarbeiten, und egal wie viele Plakate die Angestellten gesehen und wie viele Slogans sie gehört haben, ist es ihnen einfach nicht gelungen, es für sich selbst herauszufinden.

So wurden die Führungskräfte automatisch zu der Art von Autoritätspersonen, die sie nach eigener Aussage nie sein wollten.

Die Lösung

Wenn nichts dagegen unternommen wird, neigen Teams dazu, in die Richtung hierarchischen Managements abzudriften. Auf diese Weise sind sie leichter zu leiten, aber ihr Hauptvorteil  – dass viele Gehirne sich mit demselben Problem beschäftigen  – wird von der Zweckmäßigkeit, ein Gehirn denken und viele Hände dessen Anweisungen folgen zu lassen, zunichte gemacht.

Wenn Sie ein Teamleiter sind, erhalten Sie hier einige Vorschläge zum Fördern echter Teamarbeit. Wenn Sie Mitglied eines Teams sind, bekommen Sie einen Eindruck, wie alles idealerweise ablaufen müsste – und wie Sie Ihrem Teamleiter unter die Arme greifen können.

  • Vereinbaren Sie leistungsabhängige Belohnungen und setzen Sie sie gewissenhaft ein: Wenn Sie den Geist der Teamarbeit aufrechterhalten möchten, müssen leistungsabhängige Belohnungen so organisiert werden, dass alle Teammitglieder an den Belohnungen und Bestrafungen teilhaben. Wenn es für Einzelne die Möglichkeit gibt, große Karrieresprünge zu machen, indem sie ihr Führungspotenzial unter Beweis stellen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihre durchsetzungsfähigeren Teammitglieder herrisch auftreten werden, statt mit dem Rest des Teams zusammenzuarbeiten. Sobald ein Mitglied seine Bedürfnisse über die des Teams stellt und dafür belohnt wird, ist der ganze Team-Gedanke zunichte.
  • Definieren Sie Teamarbeit kontinuierlich neu: Um ein Team dauerhaft als Team funktionieren zu lassen, müssen Sie regelmäßig über die Definition von Teamarbeit bei diesem Projekt und in dieser Situation sprechen. Sowohl die Gruppenziele als auch die Verantwortung jedes einzelnen Mitglieds für das Erreichen dieser Ziele müssen eindeutig festgelegt werden. Jeder muss sich im Klaren darüber sein, welches Verhalten typisch für Zusammenarbeit ist und welches Verhalten typisch für Kompetenzgerangel. Es ist schwierig, diese Verhaltensweisen im Vorhinein genau zu bestimmen, aber es ist relativ leicht, sie zu erkennen, wenn sie auftreten. Deswegen müssen Sie in regelmäßigen Abständen darüber sprechen. Teamleiter zu sein bedeutet, diese Diskussionen zu führen.
  • Sorgen Sie dafür, dass jedes Teammitglied Gehör findet: Um ein Team als Team funktionieren zu lassen, müssen Sie auch sicherstellen, dass jedes Mitglied jederzeit von der Gruppe angehört werden kann. Wenn ein paar Leute zu beherrschend geworden sind und andere Vergeltung fürchten, wenn sie widersprechen, werden diejenigen mit alternativen Ideen einfach schweigen und untereinander herummeckern, während das Team auseinanderfällt. Es könnte hilfreich sein, eine anonyme Möglichkeit zu haben, Punkte auf die Tagesordnung zu bringen, um zu vermeiden, dass Menschen, die Probleme haben, als Nörgler diskriminiert werden.

Teamarbeit kann einem Unternehmen wirklichen Nutzen bringen, aber sie muss, wie andere Vorrichtungen auch, regelmäßig justiert, überwacht und verbessert werden. Es kann auch nicht schaden zu wissen, wie sie funktioniert.

Albert J. Bernstein, PhD, ist selbstständiger Psychologe, Bestsellerautor und Experte im Bereich der Konfliktlösung.

Mehr Infos: www.redline-verlag.de


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