Von der Wärme der aufsteigenden Sonne wachgeküsst werden, auf der Sonnenliege am Strand an der perfekten Urlaubsbräune „arbeiten“ und abends unter dem Sternenhimmel Cocktails schlürfen. Das ist Urlaub. Die schönste Zeit im Jahr. Doch kann diese Urlaubsromantik auch der knallharten Realität einer Mutter mit eineinhalb jährigem Baby auf Fernreise standhalten? Oder müsste es korrekterweise heißen: „So ist Urlaub für Singles und kinderlose Paare. Die schönste Zeit im Jahr.“?
Um es gleich vorweg zu nehmen: Während meiner zweiwöchigen Sri Lanka-Rundreise wurde ich nie von der Sonne geweckt, dafür aber regelmäßig von einem Kleinkind mit Jetlag. Am Strand saß ich in der Regel neben der Sonnenliege und baute Burgen. Dabei war ein Großteil meiner Haut mit einer Panade aus Sand und Salzwasser bedeckt (was nicht gerade die besten Voraussetzungen für die nahtlose Beachbräune sind, vielleicht aber immerhin ein gutes Peeling?). Und während meine mitgereisten, kinderlosen Freunde die Abende an der Bar ausklingen ließen, sang ich meinen Sohn in den Schlaf. Anlass genug, um die ganze Wahrheit über Urlaub mit kleinem Kind auf den Tisch zu bringen.
Meine zehn Wahrheiten über das Reisen mit Baby
1. Egal wie gut man vorbereitet ist, irgendetwas geht trotzdem schief
In meinem Fall wäre die Reise um ein Haar bereits vorbei gewesen bevor sie überhaupt angefangen hatte – nämlich direkt an der Passkontrolle des Münchener Flughafen. Im Traum wäre mir nicht eingefallen, dass ich als allein reisende Mutter mit Kind eine schriftliche Vollmacht meines Ehemannes benötige, um mit meinem Sohn eine Auslandsflugreise antreten zu können. Zum Glück konnte ein leicht panischer Anruf bei meinem Mann, der in letzter Sekunde eine schriftliche Einwilligung, ein Foto seines Ausweises sowie ein kurzes Video mit einer Einverständniserklärung per WhatsApp schickte und ein sehr netter Polizist an der Passkontrolle meine Ausreise doch noch retten.
2. Irgendetwas Nutzloses hat man immer im Gepäck
In typisch deutscher Manier habe ich als verantwortungsbewusste Mutter einen Kindersitz für längere Autofahrten mit nach Asien geschleppt – extra leicht, super sicher, speziell für die Reise angeschafft. Vor Ort angekommen, bewahrheitete sich allerdings die Vermutung, dass es in keinem Taxi und in schon gar keinem Tuk Tuk auf ganz Sri Lanka Sicherheitsgurte gibt, um den Sitz ordnungsgemäß anzubringen. Und so habe ich zwei Wochen lang neben einer Reisetasche, zwei Rucksäcken und einem Baby einen originalverpackten Autositz von einer Unterkunft zur nächsten transportiert.
3. Funktionskleidung statt High Fashion
Während meine kinderlosen Freunde für jeden Anlass das passende Outfit aus ihrer Reisetasche zauberten, wählte ich zwei Wochen verschiedenste Kombinationen innerhalb eines bescheidenen Kontingents bestehend aus drei Funktions-Shirts, einer Jeans-Shorts und einem schwarzen Einteiler. Mehr passte neben dem ganzen Babykram (und dem sperrigen Autokindersitz) leider nicht ins Gepäck. Einen Vorteil hatte das Ganze: Meine Outfitwahl dauerte im Höchstfall fünf Sekunden.
4. Eine zusätzliche Stunde Schlaf sticht den besten Drink an der schönsten Strand-Bar aus
Auch wenn ich die Zeit in der Natur mit meinem Kleinen sehr genossen habe, waren die Tage an der frischen Luft oft anstrengend. So bin ich abends meist gemeinsam mit meinem Sohn ins Bett gefallen und habe mich statt mit einem Absacker an der Bar mit einer zusätzlichen Stunde Schlaf verwöhnt (schließlich weiß man nie wie lange die Nachtruhe währt).
5. Keiner kann so schnell essen wie eine Mutter
Hochstühle für Kinder sind auf Sri Lanka in den meisten Restaurants Mangelware und welches Kind sitzt schon gerne für zwei Stunden mit lauter Erwachsenen am Esstisch? Während meine Freunde also in Ruhe ihre Vor-, Haupt- und Nachspeise genossen, teilte ich mir meist Burger und Pommes mit meinem Kleinen, um dann wieder mit ihm auf Erkundungstour zu gehen. Dabei war ich jeden Abend aufs Neue erstaunt, in welcher Geschwindigkeit ich essen kann, seit ich Mutter bin.
6. Es kommt immer anders als man denkt
Noch nie hatte ich eine Reise so gut geplant wie diese. Die Reiseroute stand bereits drei Wochen vor Abflug fest und alle Unterkünfte waren reserviert. Die erste Woche verlief auch noch komplett nach Plan. In der zweiten Woche erwischte es uns dann leider kalt: Mein Sohn bekam plötzlich Fieber, weshalb wir uns für eine Nacht von der Gruppe trennen und die abenteuerliche Safari im Nationalpark gegen ein klimatisiertes Hotelzimmer in der nächsten Stadt tauschen mussten. Anschließend machte uns ein Tropensturm einen Strich durch unsere Rechnung. Weiterreise Richtung Hochebenen und Teeplantagen im Landesinneren waren somit keine Option mehr. Ärgerlich, aber mit einem gesundheitlich angeschlagenen Kind, wäre eine Regenwanderung bei 14 Grad Außentemperatur sowieso nicht zu empfehlen gewesen. In solchen Fällen gilt es flexibel zu bleiben und sich die Urlaubsstimmung nicht verderben zu lassen.
7. Weniger ist mehr: Ortswechsel sind anstrengend
Wie bei einer Rundreise üblich, verbrachten wir circa zwei bis drei Nächste an einem Ort, um dann weiterzuziehen und den nächsten Landstrich zu erkunden. Dadurch haben wir viel gesehen und erlebt, was ich nicht missen möchte. Trotzdem war es mühsam immer wieder die Taschen zu packen und meinen Sohn an eine neue Umgebung zu gewöhnen. Vor allem die erste Nacht in einer neuen Unterkunft verlief meist eher unruhig, weshalb ich letztendlich gar nicht so unglücklich darüber war, dass wir die geplante Tour durch das Inland gegen ein paar zusätzliche Strandtage tauschen mussten.
8. Kinder werden krank – auch auf Reisen
Bisher auf jeder größeren Reise mit Kind bei uns auf dem Plan: der Abstecher ins Krankenhaus. Dieses Mal war wohl eine Kombination aus Hitze und Klimaanlagenluft für eine Erkältung mit Fieber verantwortlich. Um eine Infektion mit Dengue-Fieber auszuschließen, sind wir um einen Besuch in einem (Privat-)Krankenhaus nicht herumgekommen. Nach gerade einmal 30 Minuten konnten wir die Klinik mit einer Tüte voller Medikamente verlassen und erhielten später am Abend die negativen Ergebnisse des Bluttests per Email. Mit solch einer Effizienz hätte ich in einem Dritte-Welt-Land wirklich nicht gerechnet. Nach zwei Tagen (und zwei kräftezehrenden Nächten) war mein Kleiner wieder fit und wir konnten unseren Urlaub fortsetzen.
9. Sorglos die Seele baumeln lassen kann man höchstens, wenn der Nachwuchs im Tiefschlaf liegt
Wenn ich meinem Sprössling nicht gerade Sonnencreme oder Mückenschutz auftrug, die nasse Badehose gegen frische Windeln tauschte, oder den Sonnenhut zum fünfzehnten Mal vom Boden aufhob, war ich damit beschäftigt aufzupassen, dass er keine Straßenhunde abschmust, Dreck vom Boden isst oder in den nächsten Pool fällt. So wirklich abschaltenkonnte ich eigentlich nur, wenn er sicher in seinem Babybettchen unter einem Moskitonetz im klimatisierten Zimmer schlummerte.
10. Man macht drei Kreuzzeichen, wenn man wieder gut in der Heimat gelandet ist
Es soll ja Menschen geben, die sich nach dem Urlaub wieder auf zu Hause freuen. Für mich war das bisher absolut nicht nachvollziehbar. Nicht so bei dieser Reise. Denn abgesehen davon, dass ich meinen Mann zwei Wochen lang nicht gesehen hatte und ein unheimlich bequemes Bett in unserem Schlafzimmer auf mich wartete (ja, auch wir werden alt und haben vor kurzem die durchgelegene Studentenmatratze gegen ein komfortables Boxspringbett getauscht), war ich dann irgendwie doch froh, als meine Familie wieder gesund und munter im sicheren Deutschland vereint war.
Trotz all der Wahrheiten möchte ich keinesfalls den Eindruck vermitteln, dass das Reisen mit kleinen Kindern nicht die schönste Zeit im Jahr sein kann. Natürlich ist eine Asienrundreise stressiger als ein All Inclusive Urlaub an der Adria und selbstverständlich musste ich unterwegs Abstriche wegen meines Sohns machen, wofür ich von meinen mitgereisten Freunden immer mal wieder einen mitleidigen Blick geerntet habe. Aber was wohl nur Eltern nachvollziehen können, ist die unbeschreibliche Freude, die es bereitet den eigenen Nachwuchs voller Neugierde und kindlichem Entdeckungsdrang eine fremde Umgebung erkunden zu sehen. Noch nie wurde mir so viel Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft entgegengebracht wie auf dieser Reise nach Sri Lanka. Nie zuvor hatte ich das Gefühl Land und Leute so gut kennengelernt zu haben. Es fühlte sich beinahe so an, als hätte ich ein Stück weit von meinem Sohn gelernt die Welt wieder mit den Augen eines Kindes zu sehen.