Es gibt da diesen unsäglichen Vorwurf, den man erfolgreichen Frauen immer noch macht. Sie seien emotionslos, sagt man. Sie haben für eine Karriere auf die Liebe verzichtet, nicht geheiratet, keine Kinder. Ist das nicht traurig, fragt man.
Tatsächlich ist eine Karriere für Frauen leichter, wenn sie nicht die Beziehung und den Job balancieren müssen. Besonders am Anfang. Das heißt nicht, dass man alleine bleiben muss. Viel besser und heute sowieso häufig: eine Fernbeziehung. Wer Angst davor hat, dass daran die Beziehung scheitert, muss dahin umdenken, dass sie die Karriere vielmehr fördert. Mit dem Freund auf Distanz zusammenzubleiben ist außerdem leichter, als eine verpasste Chance zurückzuholen.
Die automatische Balance von Liebe und Job
Wer in einer Fernbeziehung liebt, muss weniger Energie darauf verwenden, die Zeit für die Beziehung und die Zeit für die Arbeit gerecht zu verteilen. Unter der Woche kann man sich ganz auf die Arbeit konzentrieren. Niemand ist genervt, wenn man länger im Büro bleibt. Was nicht unbedingt heißt, dass jeder Kerl verständnislos ist, weil er will, dass die Freundin endlich nachhause kommt. Man setzt sich unter Druck, weil man das natürlich auch selbst will.
Noch ein netter Nebeneffekt, spät nach der Arbeit alleine zu sein: Niemand beschwert sich, wenn man einfach nur heißes Wasser in einen Becher Fertignudeln kippen möchte. Der Staub auf dem Schrank kann ruhig auch noch eine Woche länger bleiben. Die Socken bleiben bis morgen im Flur liegen.
Die Fernbeziehung als Vorbereitung auf den Chefsessel
Eine Fernbeziehung trainiert außerdem Eigenschaften, die man für eine Karriere braucht. Wer einander unter der Woche nur am Telefon hat, schult die Kommunikationsfähigkeit. Gespräche werden intensiver und müssen das auch sein, damit die Beziehung funktioniert. Belangloses Quatschen funktioniert nur, wenn man zusammen vor dem Fernseher hockt, nicht am Hörer. Wer eine Fernbeziehung führt, ist darin erfahren, Konflikte im Gespräch zu lösen, kann sich mitteilen und auch zuhören. Kurz: Fähigkeiten, die den Weg in die Chefetage erleichtern.
Wer den Liebsten nur in einem begrenzten Zeitraum sieht und aus dem die Arbeit natürlich verbannt, lernt weiterhin, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Es fällt leicht, Unwichtiges von Wichtigem zu unterscheiden, die Freizeit (zusammen) voll zu genießen. Wo es anderen Angestellten schwerfällt, eine Pause von Job zu machen und auch mal zu entspannen, hat man die in einer Fernbeziehung automatisch. Jedes Wochenende wird praktisch zum Kurzurlaub und macht den Kopf frei. Danach ist man wieder leistungsfähiger.
Damit es aber nicht nur mit der Karriere klappt, sondern auch die Beziehung hält:
6 Tipps für eine glückliche Fernbeziehung:
1. Die Trennung akzeptieren
Und zwar jeden Sonntagabend. Oder wann auch immer man sich räumlich für den Job trennt. Wenn die Beziehung funktioniert, wird man jedes Mal beim Abschied emotional. Das ist gut. Sich zu vermissen ist besser, als sich zu streiten.
2. Arbeit und Liebe trennen
Das macht man ja räumlich schon, muss das aber auch zeitlich deutlich machen. Also: In der Zeit zusammen nicht arbeiten. Wenn sich das nicht vermeiden lässt, gemeinsam ein Zeitfenster für die Arbeit aussuchen, damit sich der andere beschäftigen kann.
3. Nicht zu viel vornehmen
Wer keine sieben Tage pro Woche miteinander verbringt, möchte die Zeit zusammen natürlich umso mehr nutzen. Der Fehler: So viel wie möglich in ein Wochenende stopfe, vom Kino bis zum Dinner und Waldspaziergang. Viel zu anstrengend nach einer intensiven Arbeitswoche.
4. Erwartungen reduzieren
Ein typischer Anfängerfehler: Wer den Freund lange nicht sieht, glorifiziert ihn in Gedanken – und ist dann beim Wiedersehen enttäuscht, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden. Weil vielleicht einer von beiden schlechte Laune hat und man sich eben auch mal streitet. Liebevolles Vermissen ist gut, solange daraus keine falschen Erwartungen entstehen.
5. Nicht nur am Wochenende sehen
Liebe am Wochenende ist der Klassiker aller Fernbeziehungen, auf Dauer aber definitiv zu wenig. Besser: Regelmäßig gemeinsame Urlaube planen und verlängerte Wochenenden einlegen. So erinnert man sich hin und wieder daran, wie der gemeinsame Alltag funktioniert.
6. Auf eine Perspektive einigen
Fernbeziehungen, die ein Leben lang dauern, sind ziemlich schwierig. Noch in der räumlichen Distanz muss man sich darauf einigen, wann diese wieder endet. Wie man diesen Zeitraum definiert, muss man individuell festlegen. Wichtig ist die Perspektive auf das Ende – vor allem in Zeiten, in denen man den anderen ganz besonders vermisst.