Männer verstehen: Einseitig verliebt – Muss es immer Bauchkribbeln sein?

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Die 27-jährige Sarah genießt die Zeit mit ihrem neuen Freund – aber sie ist nicht verliebt in ihn. Reicht das für eine Beziehung?

Thema heute: „Verliebt er sich vielleicht doch noch in mich?“

Sarah fragt:

„Ich bin seit sechs Monaten mit meinem Freund zusammen und eigentlich läuft alles prima: Wir lachen viel, haben die gleichen Interessen, er liebt mich. Nur: das Bauchkribbeln fehlt. Ich genieße es, mit ihm zusammen zu sein. Ich freue mich, wenn er mich abholt zum gemeinsamen Abendessen. Aber ich vergehe nicht, wenn er nicht da ist. Wenn er mich anruft, bin ich nie nervös und bin es auch nie gewesen. Wenn ich ihn mal ein Wochenende nicht sehe, dann ist das auch okay.

Ich frage mich die ganze Zeit, ob wir nicht eher beste Freunde sind als ein Paar. Am Anfang hatten wir regelmäßig Sex, mittlerweile hat auch da bei mir die Lust nachgelassen (nach nur vier Monaten!). Ich genieße es, mit ihm zu kuscheln und gemeinsam einzuschlafen. Aber zu mehr fehlt mir irgendwie was…

Ich habe schon mehrmals darüber nachgedacht, Schluss zu machen. Aber dann denke ich mir wieder: So ein tolles Äquivalent findest du nicht nochmal. Jemanden, mit dem du so gerne Deine Zeit verbringst, mit dem du so viel lachst und der dich genauso mag wie du bist! Muss es immer das ‚große Feuerwerk‘ sein? Oder ist eine solche Basis vielleicht viel wichtiger als wildes Bauchkribbeln?“

Sarah, 27, per E-Mail

Die Experten-Antwort:

Markus Ernst, Diplom-Psychologe, antwortet:

„Liebe Sarah,

mit ähnlichen Fragen werde ich immer wieder bei meiner Arbeit als Coach konfrontiert: Wie gehe ich damit um, wenn ich spüre, dass mir in meiner Beziehung etwas fehlt? Auf der einen Seite genießen Sie die Zeit mit ihm, auf der anderen Seite scheinen Sie deutlich zu spüren, dass Sie etwas Wichtiges vermissen.

Wenn ich Ihre Mail lese, habe ich das Gefühl, Sie beschreiben die Beziehung zu einem guten Freund, einem Kumpel – nicht aber die Beziehung zu Ihrem Freund. Natürlich ist es ganz normal, dass das Bauchkribbeln nicht jeden Tag da ist und dass Sie auch gerne mal ein Wochenende alleine verbringen möchten. Ihnen persönlich scheinen aber diejenigen Qualitäten einer Beziehung, die letztlich den Unterschied zwischen Freundschaft und Liebe ausmachen, zum jetzigen Zeitpunkt in Ihrer Beziehung zu fehlen.

Ich rate Ihnen, sich erst einmal für sich alleine zu definieren, was Sie persönlich von einer erfüllenden Partnerschaft erwarten. Was gehört für Sie in jedem Fall dazu, in welchen Bereichen wären Sie kompromissbereit?

Versuchen Sie zu beschreiben, was genau diesen Unterschied zwischen ‚bestem Kumpel‘ und ‚(Liebes-)Partner‘ für Sie ausmacht. Was muss passieren, dass das Bauchkribbeln und die Nervosität da sind?

In einem nächsten Schritt sollten Sie sich dann überlegen, welchen Stellenwert dieser Unterschied für Sie selbst besitzt und ob Sie sich vorstellen können, innerhalb einer Beziehung dauerhaft darauf zu verzichten. Ich bin mir sicher, dass Sie dann der Antwort auf Ihre Frage schon viel näher sind.

Vielleicht gelingt es Ihnen danach auch, Ihrem Freund mit den geeigneten Worten mitzuteilen, was Ihnen fehlt bzw. was Sie sich wünschen. Damit geben Sie ihm die Möglichkeit, darauf zu reagieren. Ich wünsche Ihnen alles Gute!“

Markus Ernst

Markus Ernst, 40, ist Diplom-Psychologe und arbeitet als Coach bei der Online-Partneragentur Parship.de und hat eine eigene Praxis. Er verfügt über umfassende Kenntnisse in den Bereichen Partnersuche, Partnerwahl und Partnerschaft.

Die Männer-Antwort:

Agent Dexter, Germanist und Journalist, antwortet:

„Liebe Sarah,

nachdem ich gerade noch mal alle Ally-McBeal-Folgen durchgeschaut habe, kann ich Ihnen jetzt mit ziemlicher Sicherheit bestätigen, was ich schon vorher wusste: Ja, das ‚große Feuerwerk‘ ist wichtig! Und zwar egal, wie lange es andauert – am Anfang einer Beziehung und eine gewisse Zeit lang sollte man es verdammt heftig spüren.

Sich mit einem Menschen auf eine Partnerschaft einzulassen, nur weil man die gleichen Interessen teilt und gern Zeit miteinander verbringt, klingt für mich sehr nach einer ‚Zweckgemeinschaft‘, die zwar aus guten Beweggründen heraus entstehen mag, aber mindestens einen Menschen auf Dauer nicht erfüllen kann.

Zunächst einmal gibt es da Sie, die nicht verliebt sind und schon gar nicht lieben. Das ist eindeutig und dem ist nichts hinzuzufügen. Und dann ist da Ihr Freund, der Sie zwar liebt, aber auf lange Sicht nur unglücklich werden wird, weil er nicht zurückbekommt, was er gibt.

Stellen Sie sich vor, in ein paar Monaten lernen Sie einen Mann kennen, der genau das in Ihnen auslöst, was Sie jetzt vermissen und in Ihrer jetzigen Beziehung nie gespürt haben. Sie werden tun, was unausweichlich ist: die Beziehung beenden. Nur werden Sie Ihrem momentanen Partner damit sehr weh tun.

Würden Sie mit einem Menschen in einer Partnerschaft leben wollen, der nicht zurückliebt? Auch wenn sich das unsensibel anhören mag, bin ich der Meinung, dass Sie Ihre Beziehung so bald wie möglich beenden und Ihrem Freund die Ehrlichkeit entgegenbringen sollten, die er verdient hat. Damit geben Sie sich beiden die Möglichkeit, einen Menschen zu finden, den Sie lieben können – und der Sie ebenso zurückliebt.“

Agent Dexter

Agent Dexter ist 27 Jahre alt, studierter Germanist und Journalist. Er liebt Musik, Sport und gutes Essen und befasst sich im Auftrag von fem.com zum ersten Mal professionell mit Beziehungsfragen.


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