Umfrage: So tolerant sind die Deutschen beim Fremdgehen

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Die Toleranz der Deutschen beim Fremdgehen scheint zuzunehmen. Allerdings zeigen sich Unterschiede zwischen Geschlechtern und Generationen in der Wahrnehmung von Treue und Untreue.

Eine aktuelle Umfrage, durchgeführt von der Dating-Plattform Parship und dem Marktforschungsinstitut INNOFACT, zeigt ein verändertes Bewusstsein im Umgang mit Untreue-Themen unter den Deutschen. Insbesondere wurden One-Night-Stands, Affären, Fremdküssen und Bordellbesuche als Themen der Umfrage genannt. Die Ergebnisse, im Detail analysiert, offenbaren einen auffälligen Wandel in den Meinungen der Deutschen.

One-Night-Stands und langfristige Affären weniger stigmatisiert

Vor ungefähr drei Jahren gaben 97 Prozent der Befragten an, dass sie eine langfristige Affäre als Untreue werten. Dieser Anteil ist in der Umfrage dieses Jahres auf 85 Prozent gesunken. Bei One-Night-Stands zeigt sich ein ähnlicher Trend: Im Jahr 2018 sagten 96 Prozent der Befragten, dass sie diese als Untreue ansehen. Heute bewerten nur noch 82 Prozent diese als solche. Es scheint, dass ein Trend zu mehr Toleranz und Offenheit gegenüber diesen Verhaltensweisen besteht.

Bordellbesuche und Fremdküssen weniger streng beurteilt

Besonders bemerkenswert ist die nachlassende Härte bei der Beurteilung von Bordellbesuchen. Während vor sechs Jahren noch 91 Prozent der Befragten Bordellbesuche als Untreue betrachteten, sind es heute nur noch 67 Prozent. Ein ähnlicher Wandel vollzieht sich auch in der Einstellung der Deutschen zum Küssen außerhalb einer festen Beziehung. Vor sechs Jahren sahen noch 81 Prozent der Befragten einen „Fremdkuss“ als Betrug an. Heute sehen das laut Innofact und Parship nur noch 57 Prozent der Befragten als Betrug an.

Einer der auffälligsten Unterschiede zeigt sich in den Bewertungen zwischen den Geschlechtern. Während 64 Prozent der Frauen Küssen außerhalb der Beziehung als Betrug ansehen, sind es nur 49 Prozent der Männer. Erik Hegmann, Parship-Studienbegleiter und Partherapeut, gibt zu bedenken: „Ich beobachte in meiner Arbeit als Partherapeut eine zunehmende Differenzierung zwischen emotionaler und körperlicher Treue. Das könnte erklären, warum immer weniger Menschen bestimmte Verhaltensweisen als Untreue ansehen.“

Generation Z: Striktere Sicht auf Treue

Und obwohl die Toleranz gegenüber Themen wie Fremdgehen tendenziell zuzunehmen scheint, so ist diese bei weitem nicht universell. Laut den Umfrageergebnissen ist die Einstellung der sogenannten Generation Z, also der 18- bis 29-Jährigen, in bestimmten Aspekten deutlich strikter, wenn es um Treue geht.

Beispielsweise betrachten 75 Prozent von ihnen das Anmelden auf einer Dating-App, um Treffen zu vereinbaren, als Fremdgehen. Und auch das Interessante: Bei der älteren Generation der 60- bis 69-Jährigen sehen das nur 54 Prozent als Fremdgehen an. Generationsübergreifend sehen wir also unterschiedliche Auffassungen von Treue und Untreue, die durch gesellschaftliche Normen, Erwartungen und Erfahrungen geprägt werden.

Eindeutig ist jedoch, dass der offene Austausch zu diesen Themen wichtiger denn je ist, um Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden. Treue ist ein komplexes und emotionales Thema, das nicht nur in einer Beziehung, sondern auch gesellschaftlich immer wieder neu definiert und verhandelt wird. Diese Diskussionen sind wichtig, um eine gemeinsame Vorstellung von partnerschaftlicher Treue zu entwickeln, die auf Respekt, Vertrauen und Offenheit basiert.



Hintergrundinformationen

One-Night-Stands und Affären

Untreue ist nicht so einfach zu definieren, wie es auf den ersten Blick scheint. Ein One-Night-Stand beispielsweise ist ein sexuelles Abenteuer, das nur eine Nacht dauert und bei dem es keine Verpflichtungen gibt. Affären hingegen können manchmal langfristig sein. Sie sind durchaus komplex und können sowohl physische als auch emotionale Aspekte beinhalten. Der Grad, in dem diese Aktivitäten als Untreue betrachtet werden, kann stark von der individuellen Einstellung und den persönlichen Werten abhängen.

Der Wandel im Umgang mit Bordellbesuchen

Bordellbesuche waren in der Vergangenheit ein ziemlich tabuisiertes Thema. Dies hat in den letzten Jahren mit der zunehmenden gesellschaftlichen Enttabuisierung von Sexualität und dem breiteren Verständnis von sexueller Freiheit und Autonomie etwas nachgelassen. Trotz dieser Enttabuisierung wird ein Bordellbesuch bei Leuten in einer monogamen Beziehung immer noch häufig als Untreue betrachtet. Aber wie die Umfrage zeigt, hat sich die Haltung in diesem Punkt gelockert.

Online-Dating als Form der Untreue bei der Generation Z

Für die Generation Z, die mit dem Internet und sozialen Medien aufgewachsen ist, sind Online-Interaktionen ein integraler Bestandteil ihres sozialen Lebens. Daher ist es nicht überraschend, dass sie das Anmelden auf einer Dating-App als potenzielle Untreue ansehen. Es ist jedoch interessant zu sehen, dass die älteren Generationen dies nicht unbedingt auf die gleiche Weise sehen. Dies deutet darauf hin, dass unsere Auffassungen von Treue und Untreue nicht nur durch unsere persönlichen Überzeugungen, sondern auch durch die Technologien und sozialen Normen unserer Zeit geprägt werden.


FAQ

Sind Frauen oder Männer strikter, wenn es um Fremdküssen geht?

Gemäß der Umfrage halten 64 Prozent der Frauen das Küssen außerhalb einer Beziehung für Untreue, während nur 49 Prozent der Männer diese Meinung teilen.

Gibt es Unterschiede in der Wahrnehmung von Untreue zwischen verschiedenen Altersgruppen?

Ja, insbesondere jüngere Menschen (die sogenannte Generation Z) scheinen in bestimmten Bereichen eine striktere Einstellung zur Treue zu haben. 75 Prozent von ihnen betrachten beispielsweise das Anmelden auf einer Dating-App als Fremdgehen, während bei den älteren Teilnehmern (60- bis 69-Jährige) nur 54 Prozent diese Ansicht teilen.

Wie hat sich Einstellung zu Bordellbesuchen in den letzten Jahren verändert?

Es hat sich ein erkennbarer Wandel vollzogen. Während vor sechs Jahren noch 91 Prozent der Befragten Bordellbesuche als Untreue ansahen, sind es heute nur noch 67 Prozent.


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