27 Touristen auf einen Einwohner: Das ist der überfüllteste Ort Europas

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Kein europäisches Reiseziel hat so massiv mit Massentourismus zu kämpfen, wie die „Perle der Adria“. Doch was wird vor Ort gegen die Besuchermassen unternommen?

In der malerischen kroatischen Hafenstadt Dubrovnik, die sich an die steilen Klippen der Adriaküste schmiegt, hat sich ein Phänomen entwickelt, das die Balance zwischen Tourismus und Lebensqualität der Einheimischen herausfordert. Dubrovnik, bekannt für seine gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauern und geschichtsträchtigen Gassen, steht im Zentrum einer Tourismuskontroverse, die beispielhaft für das Dilemma vieler beliebter Reiseziele weltweit ist. Die Stadt, die einst als ruhiges, kulturelles Kleinod gehandelt wurde, sieht sich heute einer wahren Flut von Touristen gegenüber, die das Stadtbild und den Alltag ihrer Bewohner massiv verändern.



Der Charme von Dubrovnik und der Ansturm der Touristen

Einer der Gründe für den enormen Touristenandrang ist die Fantasy-Kultserie Game of Thrones, die Dubrovnik als Drehort für die fiktive Hauptstadt Königsmund nutzte. Die Serie hat weltweit eine treue Fangemeinde und zieht Jahr für Jahr Millionen von Besuchern an, die auf den Spuren ihrer Lieblingscharaktere durch die engen Gassen der Stadt wandeln möchten. Doch Dubrovnik bietet weit mehr als nur eine Kulisse für Film- und Fernsehproduktionen. Die Stadt ist ein Zentrum der kroatischen Kultur, reich an Geschichte und geprägt von beeindruckender Architektur und atemberaubenden Ausblicken über das Adriatische Meer. Diese Einzigartigkeit hat Dubrovnik den Beinamen Perle der Adria eingebracht.

Leider hat die wachsende Popularität der Stadt auch ihre Schattenseiten. Zum einen leidet die Infrastruktur unter dem enormen Andrang: Die mittelalterlichen Gassen sind nicht für Massen von Menschen ausgelegt, und die lokale Bevölkerung fühlt sich zunehmend verdrängt. Zum anderen wirft die Situation auch Fragen hinsichtlich der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes auf. Der Massentourismus bedroht die charmanten Eigenschaften der Stadt, die Dubrovnik einst zu einem so begehrten Reiseziel gemacht haben.

Maßnahmen gegen den Übertourismus

Angesichts dieser Herausforderungen hat der amtierende Bürgermeister Marto Franković eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet, um den Strom der Besucher einzudämmen und die Lebensqualität der Dubrovniker zu verbessern. Eine dieser Maßnahmen war die Begrenzung der Anzahl der Kreuzfahrtschiffe, die pro Tag in Dubrovnik anlegen dürfen. Durch die Reduzierung auf drei Schiffe soll der Andrang, besonders zu Spitzenzeiten, spürbar verringert werden.

Ein weiterer Ansatzpunkt war die Bauentwicklung in der Stadt. Franković hatte vorgeschlagen, den Bau neuer Apartments einzuschränken, da befürchtet wurde, dass diese nur die Kapazitäten für Touristenunterkünfte erhöhen und somit den Druck auf die Stadt weiter verstärken würden. Obwohl diese Initiative letztendlich nicht umgesetzt werden konnte, zeigt sie die Bereitschaft der Stadtverwaltung, auch unkonventionelle Wege zu gehen, um die Herausforderungen des Massentourismus zu bewältigen.

Das Beispiel Dubrovnik zeigt, dass die Bewältigung von Übertourismus ein komplexes Unterfangen ist, das sowohl innovative Lösungen als auch die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Einheimischen und der Tourismusindustrie erfordert. Die Anstrengungen, die in Dubrovnik unternommen werden, könnten auch für andere von Übertourismus betroffene Städte wertvolle Erkenntnisse liefern.

Der Spagat zwischen Tourismus und Tradition

Letztlich steht Dubrovnik symbolisch für eine globale Herausforderung: Wie lässt sich die Beliebtheit eines Ortes als Reiseziel mit der Notwendigkeit in Einklang bringen, die Lebensqualität seiner Bewohner zu bewahren und seine natürlichen und kulturellen Ressourcen zu schützen? Die Stadt befindet sich in einem ständigen Spagat zwischen der Öffnung für Besucher und dem Schutz dessen, was sie so besonders macht.

Dubrovnik ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig ein nachhaltiger Tourismus ist. Ein Ansatz, der nicht nur die Bedürfnisse der Touristen, sondern auch die der lokalen Gemeinschaft und der Umwelt berücksichtigt, könnte der Schlüssel zur Lösung des Übertourismus-Dilemmas sein. Während die Bemühungen in Dubrovnik weitergehen, bleibt abzuwarten, wie sich die Stadt an die sich ständig verändernden Umstände anpassen und eine Balance finden wird, die sowohl für die Einheimischen als auch für die Besucher von Vorteil ist.

Wie Dubrovniks Geschichte und Lage den modernen Tourismusdruck verstärken

Neben den bereits erwähnten Herausforderungen, die Dubrovnik durch den Massentourismus erfährt, bergen die historischen Merkmale der Stadt zusätzliche Hintergrundinformationen, die ihre Situation verdeutlichen. Dubrovnik, bereits im 7. Jahrhundert gegründet, spielte durch seine strategische Lage an der Adriaküste eine wichtige Rolle im Seehandel, die über Jahrhunderte hinweg zu Reichtum und kultureller Blüte führte. Diese tiefe historische Verwurzelung manifestiert sich in der Architektur und den Denkmälern der Stadt, einschließlich der beeindruckenden Stadtmauern, die Dubrovnik umgeben und zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Diese Merkmale machen Dubrovnik nicht nur zu einem Anziehungspunkt für Touristen, sondern auch zu einem schützenswerten Kulturerbe, dessen Erhalt besondere Anstrengungen erfordert. Darüber hinaus hat die geografische Lage von Dubrovnik in einer Region mit begrenzten Erweiterungsmöglichkeiten dazu beigetragen, den Druck auf die Stadt weiter zu erhöhen, da der Raum für Wohnungen, Infrastruktur und Freizeitaktivitäten für die Einheimischen immer knapper wird. Diese einzigartige Kombination von Geschichte, Kultur und geografischer Lage stellt die Stadtverwaltung von Dubrovnik vor besondere Herausforderungen, wenn es darum geht, den Tourismus nachhaltig zu gestalten und gleichzeitig das Erbe der Stadt für zukünftige Generationen zu bewahren.

Warum hat Dubrovnik speziell mit dem Problem des Massentourismus zu kämpfen?

Dubrovnik ist nicht nur aufgrund seiner beeindruckenden mittelalterlichen Architektur und seiner Lage an der Adriaküste ein beliebtes Reiseziel. Die Stadt hat auch durch die internationale Popularität der Serie Game of Thrones zusätzliche Aufmerksamkeit erlangt, da sie als Drehort für die fiktive Hauptstadt Königsmund diente. Dies hat die Zahl der Besucher, die die Stadt jährlich anzieht, erheblich erhöht. Außerdem ist Dubrovnik ein historisch und kulturell bedeutsamer Ort, der als Perle der Adria bekannt ist, was die Attraktivität der Stadt für Touristen aus der ganzen Welt noch steigert. Die begrenzte Größe der Altstadt und ihre eingeschränkte Kapazität, große Menschenmassen aufzunehmen, tragen zu den Herausforderungen des Massentourismus bei.

Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um den Massentourismus in Dubrovnik zu kontrollieren?

Um den Massentourismus in Dubrovnik zu kontrollieren und seine negativen Auswirkungen zu mindern, hat die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Marto Franković mehrere Maßnahmen eingeführt. Eine der wichtigsten Initiativen ist die Begrenzung der Anzahl der Kreuzfahrtschiffe, die jeden Tag in Dubrovnik anlegen dürfen, auf drei, um den Andrang der Touristen zu bestimmten Zeiten zu reduzieren. Außerdem wurde versucht, durch städtebauliche Regelungen dem Bau neuer Apartments entgegenzuwirken, die vorrangig als Unterkünfte für Touristen dienen würden, wodurch der Druck auf die lokale Infrastruktur und Wohnraum weiter verschärft würde. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, eine nachhaltigere Form des Tourismus zu fördern, der die Lebensqualität der Einwohner von Dubrovnik nicht beeinträchtigt.

Inwiefern beeinflusst der Massentourismus die Einheimischen in Dubrovnik?

Der Massentourismus in Dubrovnik hat weitreichende Auswirkungen auf die Einheimischen, die von alltäglichen Unannehmlichkeiten bis hin zu langfristigen Veränderungen des städtischen Lebens reichen. Die Einwohner sind mit überfüllten Straßen und öffentlichen Plätzen konfrontiert, was die Nutzung der eigenen Stadt für alltägliche Aktivitäten erschwert. Darüber hinaus führt die hohe Nachfrage nach Unterkünften durch Touristen zu einem Anstieg der Miet- und Immobilienpreise, was es für Einheimische zunehmend schwieriger macht, erschwinglichen Wohnraum zu finden. Diese Entwicklung kann langfristig zu einer Verdrängung der ortsansässigen Bevölkerung führen, was die soziale Struktur und das kulturelle Gefüge der Stadt beeinträchtigt.


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