Stress im Job macht krank: Zahl der Fehltage steigt

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Stress in der Arbeit kann krank machen, das dürften viele Menschen schon erlebt haben. Nun warnt die Kaufmännische Krankenkasse (KKH), dass stressbedingte Fehltage im Job deutschlandweit steigen.

In unserer heutigen schnelllebigen Gesellschaft ist Stress ein allgegenwärtiger Begleiter. Doch insbesondere im Berufsleben scheint der Druck stetig zu wachsen, was nicht nur das Wohlbefinden beeinträchtigt, sondern auch gravierende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann. Eine aktuelle Umfrage der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) wirft Licht auf diese bedenkliche Entwicklung und offenbart, dass die Zahl der stressbedingten Fehltage in der Arbeit in Deutschland alarmierend steigt.



Stress im Job nimmt zu

Die Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH hat zutage geführt, dass sich die Arbeitswelt für viele als ein wachsender Quell von Stress und psychischen Belastungen erweist. Immer mehr Menschen fühlen sich durch die Anforderungen und den Druck in ihrem Berufsleben überfordert. Im Vergleich zu den Daten des Vorjahres ist eine signifikante Zunahme von Fehltagen zu verzeichnen, die auf beruflichen Stress zurückzuführen sind. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 109 Fehltage pro 100 ganzjährig versicherte Mitglieder registriert – ein Anstieg im Vergleich zu 105 Tagen im Vorjahreszeitraum und ein deutlicher Sprung von 75 Fehltagen im Jahr 2019. Diese Zahlen verdeutlichen, dass sich das Problem in den letzten fünf Jahren gravierend verschärft hat.

Die Umfrage hebt insbesondere den eigenen Perfektionismus als eine Hauptquelle für beruflichen Stress hervor. Ein Großteil der Befragten gibt an, dass die eigenen hohen Erwartungen an die eigene Leistung zu einem wesentlichen Stressfaktor geworden sind. Dieser selbstauferlegte Druck, stets die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen, überwiegt sogar andere stressfördernde Faktoren wie den Zeitdruck im Arbeitsalltag.

Zeitdruck und Erwartungshaltung

Neben dem Perfektionismus spielt auch der Zeitdruck eine zentrale Rolle im Berufsalltag vieler. 43 Prozent der Berufstätigen berichten, häufig unter Druck zu stehen, während 15 Prozent sogar von sehr häufigem Stress sprechen. Die Untersuchung zeigt auf, dass besonders berufstätige Frauen von diesen Belastungen betroffen sind und sich signifikant öfter sehr gestresst fühlen als ihre männlichen Kollegen.

Diese hohe psychische Belastung und der ständige Kampf, den eigenen sowie fremden Erwartungen gerecht zu werden, münden nicht selten in psychischen Erkrankungen, die wiederum zu Fehlzeiten führen. Es ist eine alarmierende Feststellung, dass seit 2023 die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen auf dem höchsten Stand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2017 sind. Das unterstreicht die Dringlichkeit, mit der sowohl Arbeitgeber als auch die Gesellschaft als Ganzes dieses Problem angehen müssen.

Der Ruf nach Lösungen

Angesichts dieser Entwicklungen wird klar, dass präventive Maßnahmen und ein stärkeres Bewusstsein für mentale Gesundheit am Arbeitsplatz unabdingbar sind. Unternehmen sind gefordert, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die nicht nur produktivitätsorientiert, sondern auch gesundheitsförderlich sind. Dazu zählen flexible Arbeitszeiten, eine offene Kommunikation über Stress und psychische Gesundheit sowie Angebote zur Stressprävention und -bewältigung.

Die Ergebnisse der KKH-Umfrage leisten einen wertvollen Beitrag zur Sensibilisierung für die Themen Stress, psychische Belastungen und deren Auswirkungen im Berufsleben. Es ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, Lösungsansätze zu entwickeln, die nicht nur den Einzelnen stärken, sondern auch zu einer gesünderen, resilienteren Arbeitswelt beitragen. Die zunehmenden Fehltage signalisieren einen dringenden Handlungsbedarf, dem sich Arbeitgeber, Arbeitnehmer und die Gesellschaft stellen müssen, um langfristig die psychische Gesundheit und damit das Wohlbefinden aller zu fördern.

Die Diskussion…

um stressbedingte Erkrankungen am Arbeitsplatz und die damit verbundenen Fehltage ist Teil einer breiteren Debatte über die sich wandelnde Arbeitswelt. Mit dem Strukturwandel in der Arbeitswelt, der zunehmenden Digitalisierung und den veränderten Arbeitsanforderungen konfrontiert, sehen sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und -orte kann zwar einerseits als Chance für mehr Selbstbestimmung betrachtet werden, birgt jedoch auch Risiken in Bezug auf die Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit, was zu einer Erhöhung des Stresslevels beitragen kann.

Darüber hinaus spielen Faktoren wie die Angst vor Jobverlust, die Anforderung an ständige Erreichbarkeit und die Verdichtung der Arbeit eine wesentliche Rolle für das Wohlbefinden der Beschäftigten. Diese Entwicklungen erfordern neue Ansätze im Personalmanagement und in der betrieblichen Gesundheitsförderung, um den Wandel hin zu einer gesundheitsförderlichen Arbeitsumgebung zu gestalten. Angesichts dieser Herausforderungen wird das Thema Resilienzförderung immer bedeutsamer, um Mitarbeitende in die Lage zu versetzen, besser mit arbeitsbedingtem Stress umzugehen und ihre psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken.

Was sind die Hauptursachen für stressbedingte Fehltage im Job?

Die Hauptursachen für stressbedingte Fehltage im Job sind vielfältig. Laut der Umfrage der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) ist vor allem der eigene Perfektionismus eine wesentliche Quelle für beruflichen Stress. Viele Berufstätige setzen sich selbst unter enormen Druck, ihre Aufgaben bestmöglich zu erledigen. Dieser Selbstanspruch übersteigt oft die tatsächlichen Anforderungen des Arbeitsplatzes. Ein weiterer signifikanter Stressfaktor ist der Zeitdruck, unter dem Mitarbeiter oft stehen. Die Kombination aus hohen Erwartungen an sich selbst und dem ständigen Wettlauf gegen die Zeit führt zu einem erhöhten Stresslevel, das wiederum die psychische Gesundheit beeinträchtigen und zu Fehlzeiten führen kann.

Gibt es einen Unterschied zwischen den Geschlechtern beim Stresserleben im Beruf?

Ja, laut der durchgeführten Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH fühlen sich berufstätige Frauen signifikant öfter sehr gestresst als ihre männlichen Kollegen. Die Gründe hierfür können vielfältig sein und sind nicht ausschließlich im beruflichen Kontext zu suchen. Möglicherweise spielen hier auch gesellschaftliche Erwartungen, die Doppelbelastung durch Beruf und Familie oder unterschiedliche Coping-Strategien im Umgang mit Stress eine Rolle. Diese Erkenntnis deutet darauf hin, dass bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Stressprävention und -reduktion auch geschlechtsspezifische Aspekte berücksichtigt werden sollten.

Wie können Arbeitgeber zur Reduzierung von stressbedingten Fehltagen beitragen?

Arbeitgeber können auf vielfältige Weise zur Reduzierung von stressbedingten Fehltagen beitragen. Es beginnt mit der Schaffung einer Unternehmenskultur, die offene Gespräche über Stress und psychische Gesundheit fördert. Darüber hinaus sind Angebote zur Stressprävention, wie z.B. Seminare zum Stressmanagement, Entspannungskurse oder Sportprogramme, effektive Mittel, um das Stresslevel der Mitarbeitenden zu senken. Flexiblere Arbeitszeitmodelle, die Möglichkeit zu Homeoffice und die Förderung einer ausgewogenen Work-Life-Balance sind weitere Maßnahmen, die positiv wirken können. Wichtig ist auch die Sensibilisierung von Führungskräften für die Thematik, damit diese frühzeitig Anzeichen von Überlastung bei ihren Mitarbeitenden erkennen und entsprechend unterstützend eingreifen können.


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