Studie: So viele Frauen wie noch nie auf deutschen Chefposten

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In den Chefetagen deutscher Börsenunternehmen ist der Frauenanteil einer aktuellen Studie zufolge so hoch wie noch nie zuvor. 37,3 Prozent der Stellen sind demnach mit Frauen besetzt. Im Vorjahr hatte die Frauenquote noch bei 35,3 Prozent gelegen.

In einer Welt, die stetig nach Gleichberechtigung und Diversität in allen Bereichen strebt, liefert eine kürzlich durchgeführte Studie aufschlussreiche Daten über die Repräsentation von Frauen in den obersten Etagen der deutschen Wirtschaftswelt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung legen bemerkenswerte Fortschritte dar, zeigen aber gleichzeitig auf, dass der Weg zur Gleichberechtigung in den Chefetagen noch weit ist.



Entwicklung des Frauenanteils in Aufsichtsräten

Einer der Kernpunkte der Studie, durchgeführt vom Women-on-Board-Index der Organisation Frauen in die Aufsichtsräte (FIDA), bezieht sich auf die Besetzung der Aufsichtsräte deutscher Börsenunternehmen. Im Mai 2024 erreichte der Anteil von Frauen in diesen Positionen 37,3 Prozent – ein historischer Höchststand. Im Vorjahr betrug dieser Wert 35,3 Prozent, was bereits eine bemerkenswerte Steigerung darstellt. Diese Daten beziehen sich auf die Untersuchung von 180 Konzernen, die sowohl die DAX-Konzerne als auch weitere börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen umfasst. Die zunehmende Tendenz, Frauen in solche entscheidenden Positionen zu bringen, spiegelt die schrittweisen Veränderungen in der Unternehmenskultur sowie die Effekte der legislativen Maßnahmen wider. Seit 2016 müssen börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen, die mehr als 2.000 Beschäftigte haben, ihren Aufsichtsrat zu 30 Prozent mit Frauen besetzen – ein Schritt, der offenbar Früchte trägt.

Frauen in Vorstandsetagen – Eine langsame, aber +signifikante Veränderung

Der Frauenanteil in den Vorständen der untersuchten Unternehmen stieg laut der Studie auf aktuell 19,3 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahr, als der Anteil noch bei 18,3 Prozent lag, verdeutlicht diese Entwicklung einen langsamen, aber unübersehbaren Fortschritt. Trotz dieser positiven Tendenz ist die Parität in den Vorständen für die meisten Unternehmen immer noch eine ferne Realität. Die Studie offenbart zudem, dass 65 der 180 untersuchte Unternehmen keine einzige Frau in ihrem Vorstand aufweisen. Ein besonders auffälliger Aspekt ist, dass viele dieser Unternehmen weiterhin keine Bemühungen in Richtung eines ausgeglicheneren Geschlechterverhältnisses signifikant vorweisen können, indem sie sich selbst die Zielgröße Null für den Frauenanteil in ihren Vorständen setzen.

Gesetzliche Regelungen und ihre Auswirkungen

Die gesetzlichen Bestimmungen, die eine diversere Besetzung in den höchsten Unternehmensebenen fördern sollen, haben erkennbare Auswirkungen gezeigt. Insbesondere die Regelung, die seit 2022 in Kraft ist und besagt, dass Vorstände mit mehr als vier Mitgliedern mindestens eine Frau und einen Mann aufweisen müssen, hat zu einem bemerkenswerten Anstieg geführt. Seitdem hat der durchschnittliche Frauenanteil in den Vorständen um 4,6 Prozentpunkte zugenommen und erreicht nun fast 20 Prozent. Im Gegensatz dazu zeigt eine Untersuchung von 76 Unternehmen, die nicht dieser Quote unterliegen, dass hier der Anteil von Frauen in Vorstandsetagen bei 14,9 Prozent stagniert. Dies unterstreicht die Wichtigkeit gesetzlicher Vorgaben als Katalysator für mehr Gleichberechtigung in den Spitzenpositionen der Wirtschaft.

Während die Trends hoffnungsvoll stimmen, bleibt die Tatsache, dass der Weg zur vollen Gleichberechtigung und Diversität in den Führungsetagen deutscher Unternehmen noch beschwerlich ist. Diese Studie bildet nicht nur einen wichtigen Gradmesser für den aktuellen Stand, sondern auch einen Ansporn für Unternehmen, ihre Anstrengungen in Richtung Gleichstellung und Vielfalt zu intensivieren. Die Dynamik zeigt, dass Veränderungen möglich sind und dass gesetzliche Rahmenbedingungen eine bedeutende Rolle spielen können, um langfristig eine ausgewogenere Repräsentation zu erreichen.

Die Anstrengungen,…

eine ausgeglichenere Geschlechterverteilung in den Führungsebenen der deutschen Wirtschaft zu erreichen, sind Teil eines größeren gesellschaftlichen Wandels, der nicht nur in Deutschland, sondern weltweit stattfindet. Diese Bewegung hin zu mehr Gleichberechtigung und Diversität in beruflichen Spitzenpositionen hat sowohl kulturelle als auch legislative Wurzeln. In Deutschland beispielsweise führte die öffentliche und politische Debatte über die Unterrepräsentation von Frauen in den Vorständen großer Unternehmen zur Einführung von Gesetzen, die Unternehmen dazu verpflichten, konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Geschlechterbalance zu ergreifen. Diese Gesetze sind Ergebnisse langjähriger Studien und Diskussionen, die belegen, dass gemischte Teams nicht nur für die Gleichberechtigung wichtig sind, sondern auch die Leistungsfähigkeit und Innovationskraft von Unternehmen steigern können. Unternehmensberatungen wie McKinsey haben in ihren Untersuchungen wiederholt festgestellt, dass Unternehmen mit einem höheren Grad an Geschlechterdiversität in den Führungsteams eine überdurchschnittliche finanzielle Performance zeigen. Solche Erkenntnisse untermauern die Notwendigkeit, ein ausbalanciertes Geschlechterverhältnis nicht nur als moralische, sondern auch als wirtschaftliche Priorität zu sehen.

Was bedeutet die Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten und Vorständen für Unternehmen?

Die Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten und Vorständen deutscher Unternehmen signalisiert einen fortschreitenden Wandel hin zu mehr Diversität und Gleichberechtigung in den obersten Ebenen der Unternehmensführung. Diese Entwicklung kann für Unternehmen zahlreiche Vorteile mit sich bringen, darunter eine breitere Perspektivenvielfalt bei der Entscheidungsfindung, eine Verbesserung der Arbeitskultur und ein gesteigertes Innovationspotenzial. Studien zeigen, dass Teams, die geschlechtlich divers aufgestellt sind, kreativere Lösungen finden und die Bedürfnisse einer heterogenen Kundenbasis besser verstehen können. Darüber hinaus kann eine höhere Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen als Vorbilder fungieren und mehr Frauen ermutigen, Karriereziele in bislang männerdominierten Feldern anzustreben.

Warum setzen sich einige Unternehmen immer noch die Zielgröße Null für ihren Frauenanteil im Vorstand?

Die Tatsache, dass einige Unternehmen sich immer noch die Zielgröße Null für ihren Frauenanteil im Vorstand setzen, kann unterschiedliche Gründe haben. Eine mögliche Erklärung könnte in tief verwurzelten traditionellen Vorstellungen von Führungsrollen und den damit verbundenen Geschlechterstereotypen liegen. Des Weiteren könnten fehlendes Bewusstsein für die Vorteile von Diversität in Führungspositionen oder auch mangelnde Anreize, bestehende Strukturen zu verändern, eine Rolle spielen. Einige Unternehmen mögen zudem befürchten, dass die Suche nach qualifizierten Kandidatinnen mehr Zeit und Ressourcen erfordern könnte, oder sie sehen sich mit einem begrenzten Pool an verfügbaren Kandidatinnen konfrontiert. Es bedarf weiterhin anhaltender Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit sowie gegebenenfalls der Anpassung von Rekrutierungs- und Förderungsmaßnahmen, um diese Hürden zu überwinden.


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