Schwarz und stinkig: Wie schmeckt Stinky Tofu?

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Die Metropole Changsha ist berühmt für Tofu – insbesondere für sogenannten Stinky Tofu, der bis zu zwei Jahre fermentiert wird und gut für die Gesundheit sein soll. Die Verdauung wird gefördert und der Cholesterin-Spiegel sinkt. Aber wie schmeckt er?

Ein Ausflug in die Welt des Stinky Tofu, ein Duft, der polarisiert und den Gaumen herausfordert. In Changsha, einer pulsierenden Millionen-Metropole Chinas, ist diese besondere Variante des Tofus nicht nur ein kulinarisches Erlebnis, sondern auch ein fester Bestandteil der lokalen Kultur. Der Stinky Tofu, auch Zhou Doufu genannt, findet sich an nahezu jeder Straßenecke und verkörpert die Liebe zum Fermentierten, die in vielen asiatischen Küchen tief verwurzelt ist. Doch wie schmeckt diese schwarze, scheinbar unappetitlich riechende Spezialität, die die Meinungen teilt und Neugierige anlockt?

Das Geheimnis hinter der schwarzen Färbung

Um das Phänomen des Stinky Tofu zu ergründen, führt uns die Reise zu Frau Zhang, einer erfahrenen Tofu-Verkäuferin in Changsha. Auf den ersten Blick mag der Tofu mit seiner schwarzen Farbgebung und der intensiven Geruchsnote durchaus abschreckend wirken – unser Reporter, der sich selbst als „eher Typ Currywurst“ beschreibt, vergleicht ihn gar mit einem Stück Kohle. Doch was steckt hinter dieser ungewöhnlichen Färbung und dem markanten Duft? Frau Zhang führt aus, dass die einzigartige Beschaffenheit des Tofus auf eine spezielle Fermentierungslake zurückzuführen ist, die aus Sojabohnen, Winterbambussprossen und Pilzen besteht. Dieser Prozess, der bis zu zwei Jahre dauern kann, verleiht dem Tofu nicht nur seine charakteristische schwarze Farbe, sondern auch seinen unvergleichlich intensiven Geruch.

Die Reaktionen auf den ersten Geruchseindruck lassen nicht lange auf sich warten: „Es muffelt ein bisschen“, gesteht unser Reporter mit einer Mischung aus Skepsis und Faszination. Der Geruch wird als penetrierend und leicht säuerlich beschrieben, was bei Ungeübten durchaus zu Stirnrunzeln führen kann. Doch Frau Zhang versichert, dass gerade dieser intensive Geruch, kombiniert mit dem nachfolgenden Frittiervorgang, den Stinky Tofu zu einem kulinarischen Erlebnis macht, das seinesgleichen sucht.

Gesundheitliche Vorteile des Geruchswunders

Trotz der ersten Geruchsbarriere offenbart sich die Beliebtheit des Stinky Tofu nicht nur durch die Geschmacksvielfalt, sondern auch durch seine positiven Eigenschaften für die Gesundheit. Frau Zhang unterstreicht die Vorteile, die dieser besondere Tofu mit sich bringt: Er soll die Verdauung fördern, bei Erkältungen helfen und den Cholesterinspiegel senken. Angesichts der Tatsache, dass in Changsha täglich mehr als eine Million dieser schwarzen Tofu-Quadrate verkauft werden, wird die Akzeptanz und Wertschätzung der lokalen Bevölkerung für diesen stinkenden Snack schnell klar.

Eine Geschmacksexplosion, die überrascht

Nachdem die erste Hürde des Geruchs überwunden wurde, steht nun die Geschmacksprobe an. Serviert wird der Stinky Tofu traditionell mit einer Vielzahl von Beilagen, die je nach Vorliebe variieren können – darunter Knoblauch, Koriander, Frühlingszwiebeln, scharfer Rettich und Chili-Öl. Für gerade mal zwei Euro erhält unser Reporter Michael eine Portion, die seine Geschmackssinne auf die Probe stellt.

Die Überraschung folgt auf dem Fuß: Der anfängliche Widerwille weicht einer positiven Geschmackserfahrung. Der Tofu, dessen Geruch nach dem Kochen deutlich milder ausfällt als zunächst angenommen, offenbart eine überraschende Aromenvielfalt. Er erinnert in seiner Konsistenz – außen knusprig und innen weich – unerwartet an Pommes, was die anfänglichen Bedenken komplett zerstreut. Es bestätigt sich, was viele Kenner bereits wissen: Der Stinky Tofu sieht tatsächlich schlimmer aus, als er schmeckt. Auch in Deutschland lässt sich dieser außergewöhnliche Snack in ausgewählten Asiamärkten finden – ein Hinweis für all jene, die nach neuen kulinarischen Abenteuern suchen.

So bleibt festzuhalten, dass der Stinky Tofu aus Changsha nicht nur ein Beispiel für die Vielfalt und Raffinesse der chinesischen Küche ist, sondern auch eine Erinnerung daran, dass manche Geschmackserlebnisse erst auf den zweiten Blick zu schätzen sind.

Von der Qing-Dynastie zum Street Food: Die Reise des Stinky Tofu

Der Stinky Tofu, der vor allem in Taiwan, Hongkong, und dem chinesischen Festland beliebt ist, hat eine lange Geschichte, die eng mit der chinesischen Esskultur verbunden ist. Ursprünglich soll dieser besondere Tofu im Qing-Dynastie China durch einen glücklichen Zufall entstanden sein, als ein Tofu-Händler bemerkte, dass sein überschüssiger Tofu nach einigen Tagen der Fermentation begann, schlechten Geruch zu entwickeln, aber dennoch genießbar – und überraschenderweise geschmackvoll – war. Seitdem hat sich die Herstellung und Verfeinerung durch verschiedene Regionen Chinas gezogen, wobei jede Region ihre eigenen Geheimzutaten zur Fermentierungsbrühe hinzufügt, um ein einzigartiges Aroma zu erzeugen.

Auch wenn der Geruch für manche abschreckend sein mag, stellt der Stinky Tofu ein Paradebeispiel für die Toleranz und Neugierde dar, die erforderlich sind, um sich mit neuen Kulturen und Geschmäckern auseinanderzusetzen. In den letzten Jahren hat der Stinky Tofu auch außerhalb Asiens an Bekanntheit gewonnen, was zu einer steigenden Präsenz von Stinky Tofu auf Street Food Märkten und in spezialisierten Restaurants in Europa und Nordamerika geführt hat. Dies wachsende Interesse zeigt, dass Lebensmittel kulturelle Barrieren überwinden können und dass der Wunsch, neue Speisen zu erkunden, universell ist.

FAQs

Was genau macht den Geruch von Stinky Tofu aus?

Der charakteristische Geruch von Stinky Tofu ist das Ergebnis eines langwierigen Fermentierungsprozesses. Dieser Prozess nutzt eine spezielle Fermentationslake, die traditionell aus einer Mischung von Sojabohnen, Winterbambussprossen und Pilzen hergestellt wird. Während der Fermentation, die bis zu zwei Jahre dauern kann, entwickeln sich Milchsäurebakterien sowie andere Mikroorganismen, die den Tofu nicht nur schwarz färben, sondern ihm auch seinen unverwechselbaren starken, säuerlichen und teils penetranten Geruch verleihen. Dieser Geruch ist vergleichbar mit intensiv gereiftem Käse und kann je nach Fermentationsgrad und Zutatenmischung variieren.

Ist Stinky Tofu außerhalb von Asien erhältlich?

Ja, Stinky Tofu ist mittlerweile auch außerhalb von Asien erhältlich, vor allem in Großstädten mit einer bedeutenden asiatischen Gemeinschaft. In spezialisierten asiatischen Supermärkten, auf Street Food Märkten und in Restaurants, die sich auf traditionelle chinesische Küche spezialisiert haben, kann man häufig Stinky Tofu finden. Dank des wachsenden Interesses an authentischer asiatischer Küche weltweit, bieten immer mehr Gastronomiebetriebe diesen speziellen Tofu an. Es lohnt sich, lokale asiatische Märkte oder international orientierte Street Food Events zu besuchen, um dieses einzigartige Gericht zu probieren.

Wie wird Stinky Tofu traditionell serviert?

Traditionell wird Stinky Tofu meist frittiert und dann heiß mit einer Auswahl an Beilagen und Saucen serviert. Beliebte Begleiter sind unter anderem frischer Knoblauch, Koriander, gehackte Frühlingszwiebeln, scharfer Rettich und ein kräftiges Chili-Öl. Diese Beilagen ergänzen die intensive Geschmacksnote des Tofus und sorgen für ein ausgewogenes Geschmackserlebnis. In einigen Regionen wird der Stinky Tofu auch gegrillt, gedämpft oder in einem würzigen Eintopf zubereitet. Die Art der Zubereitung und die verwendeten Gewürze können je nach Ort und persönlicher Vorliebe stark variieren, was den Stinky Tofu zu einem vielseitigen und spannenden Gericht macht.


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